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Fußball-WM Streiks und Proteste stürzen Südafrika ins Chaos

Streikende Sicherheitskräfte, Protest der Busfahrer und großer Unmut bei den Angestellten des wichtigsten Energieunternehmens: Die Fußball-WM in Südafrika wird von zahlreichen Arbeitskämpfen begleitet. Die Polizei ist ohnehin stark gefordert, nun muss sie weitere Belastungen meistern.
Streikende Stadion-Stewards in Johannesburg: Proteste für mehr Lohn

Streikende Stadion-Stewards in Johannesburg: Proteste für mehr Lohn

Foto: FABRICE COFFRINI/ AFP

Johannesburg - Der Protest breitet sich rasant aus: Die Stadion-Stewards setzten am Dienstag ihre Streiks in Durban und Kapstadt fort, zudem legten sie auch in Johannesburg ihre Arbeit nieder. Daher entwarfen die WM-Veranstalter bereits für die Partie am Abend zwischen Rekordmeister Brasilien und Nordkorea im Ellis-Park-Stadion einen Notplan. Sie betrauten die Polizei mit den Aufgaben der privaten Ordnungshüter.

"Unsere Priorität besteht darin, gemäß unseres Auftrags die Sicherheit des Turniers zu garantieren", teilte Südafrikas Polizeichef Bheki Cele mit. 1000 Polizisten wurden für das Spiel am Dienstagabend kurzfristig zum Ellis-Park-Stadion in Johannesburg beordert. Auch in Durban, Kapstadt und Port Elizabeth sollen ab sofort die staatlichen Ordnungshüter in und um die Stadien den Sicherheitsdienst übernehmen.

Die streikenden Ordner hatten am Vormittag bei ihrem Protest in Durban die Fifa aufgefordert, Partei zu ergreifen und so ihren Lohnforderungen gegenüber der privaten Sicherheitsfirma Stallion Security Nachdruck zu verleihen. Damit waren sie beim Weltverband aber nicht auf Gehör gestoßen.

"Es hat zu keiner Zeit ein Risiko bestanden"

"Wir haben immer betont, dass die Sicherheit bei der WM die Aufgabe der südafrikanischen Behörden ist. Wenn es um die Sicherheit in den Stadien geht, ist das lokale Organisationskomitee zuständig", sagte Fifa-Mediendirektor Nicolas Maingot. Wie der Weltverband zeigen sich auch die südafrikanischen WM-Organisatoren unbeeindruckt vom weitgehend friedlichen Aufstand der Sicherheitsleute - und setzen nun auf die Polizei.

"Es hat zu keiner Zeit ein Risiko für die WM-Besucher bestanden. Es sind 40.000 Polizisten im ganzen Land im Einsatz", der Sprecher des Organisationskomitees (OK), Rich Mkhondo. "Wir werden zu keiner Zeit Aktionen tolerieren, die die Sicherheit gefährden", sagte er.

Die vom WM-OK beauftragte private Sicherheitsfirma Stallion soll ihren Angestellten laut Medienberichten nur 150 Rand (etwa 15 Euro) pro Tag bezahlen. Vereinbart seien aber rund 350 Rand pro Tag gewesen, versichern die Streikenden. In Durban beendeten viele noch am Dienstag den Protest, als ihnen 205 Rand ausgezahlt wurden. Dafür gaben sie ihre orangefarbenen Arbeitswesten zurück. Nun muss die Polizei die Aufgaben übernehmen. Wer für die Kosten aufkommt, war zunächst unklar.

Schon bei der Partie zwischen Italien und Paraguay in Kapstadt mussten am Montagabend teilweise Polizeischüler für die streikenden Sicherheitsleute einspringen. Es kam zu keinerlei Zwischenfällen. Am Sonntag hatten nach dem deutschen Auftaktspiel erstmals die Ordner in Durban ihren Unmut kundgetan und sich handgreifliche Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Mit einer friedlichen Demonstration durch die Metropole am Indischen Ozean machten die aus ihrer Sicht unterbezahlten Stadionarbeiter dann am Dienstag erneut auf ihre Probleme aufmerksam.

Busfahrer protestieren, Angestellte eines Energieversorgers drohen

In den weiteren fünf WM-Orten wird die Sicherheit von einer anderen privaten Firma (Fidelity) geregelt. Von dort gibt es keine Anzeichen von Arbeitsniederlegungen. Für das Endspielstadion Soccer City ist noch keine Lösung gefunden.

Der Steward-Streik ist die gravierendste arbeitsrechtliche Auseinandersetzung. In den Hintergrund gedrängt wurde dadurch ein Protest von Busfahrern in Johannesburg, der am Montag zu Behinderungen nach dem Spiel Niederlande gegen Dänemark führte. Auch dafür wollten Fifa und OK keine Verantwortung übernehmen und verwiesen an die kommunalen Behörden, die den öffentlichen Transport koordinieren. Mittlerweile fahren die Busse wieder regelmäßig, aber ein anderer Streit könnte für neues Ungemach sorgen.

Die Angestellten des Energieversorgers Eskom drohen mit Streik, da die Firmenleitung trotz Millionenbonuszahlungen für die Führungskräfte in den Tarifverhandlungen weit unter den Forderungen der Arbeitnehmer bleibt. Ein partieller Stromausfall würde angesichts vieler Elektroheizungen auch in Unterkünften zahlreicher WM-Fans bei den herrschenden Wintertemperaturen wenig Fußball-Fieber verbreiten.

wit/dpa