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Burschenschaft Danubia lädt Antisemiten und Geschichtsrevisionisten ein

Neonazi-Referenten, Antisemitismus, Geschichtsrevisionismus und eine deutliche Nähe zu Protagonisten des rechten Terrors der 1960er Jahre in Südtirol: So präsentiert sich das Programm der Münchner Burschenschaft Danubia im Sommersemester 2009.

Referent: Martin Graf
Für den 12. Juni 2009 kündigt die Bogenhausener Burschenschaft Danubia den „14. Herrschaftsfreien Dialog“ an. Hans-Ulrich Kopp (Stuttgart), Vorsitzender des Altherrenverbands der Danubia und Multifunktionär der extremen Rechten in Deutschland, will sich dabei mit dem FPÖ-Politiker Martin Graf über „freie und unfreie Rede (Martin Walser) – Das Grundrecht auf Opposition im Rechtsstaat“ unterhalten.
Martin Graf ist Mitglied der extrem rechten Wiener Burschenschaft Olympia. Auf Vorschlag der FPÖ wurde er im Oktober 2008 in das Amt des dritten Nationalratspräsidenten gewählt, was in Österreich und international eine Welle der Kritik auslöste. Als seine parlamentarischen Mitarbeiter stellte Graf Marcus Vetter und Sebastian Ploner, sowie als Büroleiter Walter Asperl ein. Asperl und Ploner, beide ebenfalls „Olympen“, organisierten in der Vergangenheit Lager des extrem rechten „Jugendbunds Sturmadler“. Marcus Vetter marschierte auf dem Wiener Zentralfriedhof mit dem Neonazi Gottfried Küssel gemeinsam auf – und zwar anlässlich des jährlichen Gedenkens an den NS-Fliegermajor Walter Nowotny. Antifaschistische Hacker veröffentlichten Bestellisten von Sebastian Ploner und Marcus Vetter aus den Jahren 2003 bis 2005 beim neonazistischen deutschen „Aufruhr-Versand“. Demnach wurden Reichskriegsflaggen, CDs der „Weißen Wölfe“, Hemden mit dem Aufdruck “White Power”, das Werk “National Knights of the Ku Klux Klan” oder Fahnen mit dem Schriftzug “Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein” geordert. 
Im Mai 2009, als die FPÖ mit massiven rassistischen und antisemitischen Slogans Europa-Wahlkampf betrieb, ging Martin Graf noch viel weiter und schrieb in der FPÖ-eigenen „Neuen Freien Zeitung“ in einem antisemitischen Hetzartikel, ob der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien, Ariel Muzicant, nicht als „Ziehvater des österreichischen Linksterrorismus“ bezeichnet werden sollte. Auch seine Sympathien für den rechten Südtirol-Terrorismus verhehlt Graf nicht. So meinte er über den 1991 verstorbenen Neonazi und NDP-Gründer Norbert Burger, einer der Köpfe des Südtirolterrors (12 Tote) und wie Graf „Alter Herr“ der Olympia: „Ich habe Norbert Burger immer geschätzt und tue das auch über den Tod hinaus.“
Burschenschaft: Olympia Wien
Grafs Burschenschaft, die Olympia, war wegen der Verstrickung in Neonazismus und Rechtsterrorismus von 1963 bis 1974 mit einem Verbot konfrontiert. 1989 bezeichnete die Olympia in ihrer Festschrift zum 130jährigen Bestehen („Wahr und treu, kühn und frei“) das Ende des Nationalsozialismus als eine „totale Niederlage“.  Der Olympe Martin Graf dürfte in Sachen völkischer Politik bei der Danubia an der richtigen Adresse sein. Seine Burschenschaft Olympia Wien beharrte jedenfalls als Vorsitzende der Deutschen Burschenschaft (DB) 1990 in einem Interview in der extrem rechten Zeitschrift „Junge Freiheit“ auf dem Standpunkt, „daß auch die Ostgebiete, Südtirol usw. alles deutsche Länder sind“. 1991 stellten die Olympen auf dem Burschentag in Eisenach eine rassistische Forderung auf: „Die Unterwanderung des deutschen Volkes durch Angehörige von fremden Völkern bedroht die biologische und kulturelle Substanz des deutschen Volkes (…) Das deutsche Volk ist vor Unterwanderung seines Volkskörpers durch Ausländer wirksam zu schützen. „ Im Januar 2001 bat die Olympia zu einem „burschenschaftlichen Abend“ unter dem Titel „Die Diktatur der Gutmenschen – Das Ende der Meinungsfreiheit!?“ mit dem prominenten Neonazi-Anwalt Herbert Schaller als Referenten. Nach zwei Auftritten des Neonazi-Sängers Frank Rennicke lud die Olympia im Jahre 2003 den Neonazimusiker Michael Müller zum „Liederabend“ ein. Im NPD-Verbotsantrag des Deutschen Bundestages wird auf Müllers Auftritte bei Veranstaltungen der Jungen Nationaldemokraten (JN) und der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) in den Jahren 1998 und 1999 eingegangen. Damals trug Michael Müller demnach in Abwandlung eines Liedes von Udo Jürgens ein Lied mit folgenden Strophen vor: „Mit 6 Millionen Juden, da fängt der Spaß erst an, bis 6 Millionen Juden, da ist der Ofen an. (…) Wir haben reichlich Zyklon B. (…) Bei 6 Millionen Juden, ist noch lange nicht Schluss.“ Der jüngst verstorbene Müller, Aktivist der Prager Burschenschaft Teutonia zu Regensburg, war auch für die musikalische Gestaltung der gemeinsamen Geburtstagsparty des Rechtsterroristen Martin Wiese und des Danubia-Burschenschafters Rainer Mehr im Januar 2001 in München zuständig. Am Rande dieser Party schlugen die Neonazi-Gäste einen Passanten fast tot. Der Haupttäter Christoph Schulte wurde von Müller danach in das Haus der Münchener Burschenschaft Danubia gebracht, von wo er sich am nächsten Tag auf der Flucht vor der Polizei ins Ausland absetzte. Ebenso ungeniert hat die Olympia Wien im Jahr 2005 den Holocaust-Leugner David Irving zum Vortrag eingeladen. Der Ausgang ist bekannt, die österreichische Polizei wurde seiner auf der Autobahn habhaft und Irving ging wegen „NS-Wiederbetätigung“ ins Gefängnis.

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