Das Baumhofshaus

Neues Leben in alten Häusern

Das Baumhofshaus

Von hier aus wird die evangelische Kirchengemeinde Volberg verwaltet, zweimal in der Woche öffnet ein Betreuungs-Café für Demenzkranke seine Pforten, hier haben der Kinderschutzbund und das Familienzentrum ihre Büros und hier ruht auch das Gedächtnis der Gemeinde, das Kirchenarchiv mit seinen Dokumenten, die teilweise mehrere hundert Jahre in die Vergangenheit reichen.  

Vom Baumhofshaus gegenüber der Volberger Kirche in Hoffnungsthal ist die Rede. »Das ist unser Treffpunkt«, erklärt Karlheinz Fallaschinski, einer der beiden Kirchmeister, nicht ohne Freude. Das imposante Fachwerkhaus mit seinen dunklen Eichenbalken hat sicherlich eine besondere Atmosphäre, vielleicht ja auch weil es all die in ihm gelebten Leben zurückstrahlt. 223 Jahre hat es auf dem Buckel. Seine  Wirkung inmitten des denkmalgeschützten Volberger Ensembles entfaltet es aber gerade mal 23 Jahre. Ursprünglich stand das Baumhofshaus nämlich in Untereschbach, da wo sich vor der katholischen Kirche Sankt Maria Himmelfahrt heute ein pflegeleichter Rasenplatz erstreckt.

Einst war es das größte Gebäude am Ort, ein geräumiges Wohnhaus, wahrscheinlich vom Eigentümer des Eschenbacher Mühlengutes, Gerhard Gronewald, um 1787 erbaut, zeugte es vom Reichtum seiner bäuerlichen Besitzer. Später gehörte es Philipp Baumhof, ab 1915 dann dem Geschäftsmann Heinrich Fassbender. Seine Tochter schenkte 1947 der Kirchengemeinde den Baugrund für die katholische Pfarrkirche. Die Gemeinde wollte schließlich einen neuen Pfarrsaal bauen und das recht heruntergekommene Gebäude stand im Weg. 1983 hatte man die Abrissgenehmigung des geschichtsträchtigen Kulturguts  in der Tasche.  Doch es tauchte ein Retter auf mit einer ungewöhnlichen Idee: Transloszierung –  so der Fachausdruck für den Umzug eines Gebäudes.

Hans Haas, damals Vorsitzender des Rösrather Geschichtsvereins, Konservator und Lehrbeauftragter der Fachhochschule Köln, trat damals an Mitglieder der Volberger Kirchengemeinde heran, erinnert sich Karlheinz Fallaschinski. »Da soll ein Fachwerkhaus abgerissen werden, kann man da nicht was machen?« Man konnte. Denn just zu der Zeit litt die aufstrebende evangelische Gemeinde unter extremer Platznot und suchte nach einer baulichen Lösung, die sich in den historischen Kern harmonisch fügte. Hier nun war die Lösung. Doch bis zur Verwirklichung brauchte es viele engagierte Menschen, allen voran den damaligen Kirchmeister Hellmut Kaldrack, um  Behörden-Gänge zu absolvieren, Finanzierungsfragen zu klären und  logistische Probleme in den Griff zu bekommen. Schließlich wurde das Fachwerkhaus von Studenten der Fachhochschule baugeschichtlich dokumentiert, in Untereschbach 1983 abgebaut, nach Hoffnungsthal transportiert, zwei Jahre lang unter Planen gelagert, schließlich am neuen Standort wieder aufgebaut, unter anderem auch mit tatkräftiger Unterstützung von französischen Zimmerleuten auf der Walz.

Die tragende Struktur mit den Eichenbalken blieb erhalten, die ursprünglich niedrigen Decken aber wurden ein Stück höher gesetzt. Eine Million Mark kostete das Projekt. »Es hat sich gelohnt«, findet Karheinz Fallaschinski aber noch heute. Die chronische Raumnot wurde beseitigt, ein Fachwerkhaus aus dem Spätbarock wurde gerettet und die Gemeinde heimste von allen Seiten Lob ein wegen dieser »Pionierleistung« und »Kulturtat«. »Wir haben ein wertvolles Haus gewonnen«, so Fallaschinski abschließend und er weiß, dass sich noch heute so mancher Overather darüber ärgert, dass seine Kommune ein sehenswertes Kulturgut für immer verloren hat. (Sigrun Stroncik)