Manchmal hilft es der Wahrheit, den Zeitgeist von außen zu betrachten. Auf unserer kleinen Insel zwischen Flensburg und Garmisch tobt der Weltuntergang: die Kanzlerin am Ende, die Koalition sowieso, der Wulff ein Opferlamm, Neuwahlen als Erlösung. Doch im Ausland, auf den Titelseiten der einschlägigen Blätter, ignorieren sie die deutsche Apokalypse in Schwarz und Blau-Gelb. Was wissen die, was wir nicht wissen?

Deutschland ist nicht die Vierte Republik (1947 bis 1958), wo jeder Pariser Premier im Durchschnitt nur sechs Monate an der Macht blieb. Auch nicht Italien mit seinen 40 Regierungen, deren kürzeste (Fanfani) nach drei Wochen im Amt verschied. Das neue deutsche Wesen hat einen Vater: "Weimar". Damals herrschten hier "italienische Verhältnisse", und deshalb haben wir heute ein Grundgesetz, das den Regierungssturz fast so schwierig macht wie in Amerika. Auf mehr als acht Kanzler haben wir es in 61 Jahren nicht gebracht – eine beruhigende Statistik.