Das politische Engagement der Hacker-Community reicht lange zurück. In der Bundesrepublik ist der Chaos Computer Club bereits seit den achtziger Jahren eine feste Größe in technikpolitischen Fragen. Während früher allerdings in erster Linie Sicherheitsprobleme von Informations- und Kommunikationstechnologien sowie Datenschutz thematisiert wurden, hat sich in den letzten Jahren eine deutliche breitere Palette unterschiedlicher Themen entwickelt. Zensur, Informationsgesellschaft, Jugendschutz, Patente, Copyright, Innenpolitik, Entwicklungspolitik – überall sind politisch motivierte Hacker an Diskussionen beteiligt. Sogar eine eigene Partei wurde gegründet und erschreckte vergangenes Jahr mit einem Schnellstart die etablierten.

Zu Beginn der Hackerkultur waren die ideologischen Postulate noch klar umrissen und eindeutig interpretierbar. Steven Levy hat ihre Entstehung in seinem Buch Hackers – Heroes of the Computer Revolution dokumentiert. Es begann in den fünfziger Jahren mit einer kleinen Gruppe technikbegeisterter, jugendlicher Bastler am MIT, die sich in einem Modelleisenbahnverein zusammengefunden hatten, dem Tech Model Railroad Club. Sie hatten Zugriff auf Computer und diesen Zugriff nutzten sie vor allem, um die Geräte die absonderlichsten Dinge jenseits ihrer nominellen Funktionen tun zu lassen.

Das entspricht bis heute in etwa der Definition von "Hacken". Peter Samson etwa, einer der Gründer des Clubs, hat einen Kontrollton dazu gebracht, monotone Versionen einiger Stücke von Johann Sebastian Bach zu spielen. Aus Sicht des MIT sinnlose Spielerei. Dass man millionenteure Computer dafür nutzte, war nicht zu rechtfertigen. Zudem arbeiteten die Hacker lieber an den Maschinen als sich um Prüfungen zu kümmern. Trotz ihrer Talente hatten sie schlechte Noten. Die Leitung der Universität wollte den Jugendlichen also den Zugriff auf die Maschinen entziehen, unter anderem durch das Zurückhalten von Fachinformationen. Die jungen Hacker mussten dagegen ankämpfen.

In diesem Konflikt entspann sich die bis heute gültige Basisideologie. Die Auseinandersetzung zwang die Protohacker zur Selbstfindung und -definiton. Levy hat der MIT-Gruppe sechs Postulate zugeordnet. Die ersten vier sind normativ und unmittelbare Resultate des Streites mit der Universitätsleitung: Menschen sollten unbegrenzten Zugang zu Computern haben, Informationen (über diese Computer) sollten frei zugänglich sein, dezentrale Organisation ist Autoritäten vorzuziehen, und außerdem sollten Hacker nach ihren praktischen Fähigkeiten beurteilt werden (nicht nach ihren Noten). Zwei weitere Artikel haben weltanschaulichen Charakter. Sie sollten die Computer aus dem universitären Verwertungsdruck befreien. Computer können Kunst und Schönheit produzieren, und Computer können das Leben zum Besseren verändern.

Diese Artikel stellen die sogenannte "Hackerethik".

In Deutschland kamen noch zwei weitere Artikel hinzu. Sie sind in den achtziger Jahren entstanden. Einerseits wurden die schlechten Erfahrungen mit dem Hacken von Geheiminformationen für BND und KGB verarbeitet: Man soll nicht in den Daten Anderer "müllen", schon gar nicht für Geld. Andererseits wurde das intensive, technisierte Betreiben von Überwachung im Rahmen der Verfolgung der RAF mit dem Credo gekontert, dass private Daten geschützt werden müssten, während öffentliche Daten genutzt werden sollten.