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Außenhandel fürchtet zweistellige Inflation

Korrespondent Europäische Wirtschaft
Der Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA), Anton Börner, rechnet mit stark steigenden Preisen Der Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA), Anton Börner, rechnet mit stark steigenden Preisen
Der Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA), Anton Börner, rechnet mit stark steigenden Preisen
Quelle: picture-alliance/ dpa/dpa
Anton Börner, Präsident des Außenhandelsverbands, blickt mit Sorge in die Zukunft. Er sieht eine hohe Inflation bei mäßigem Wachstum.

Welt Online: Für dieses Jahr sind Sie offenbar sehr pessimistisch …

Anton Börner: Vorsichtig bin ich, nicht pessimistisch. 2011 wird schwieriger werden als 2010.

Welt Online: Warum?

Börner: Das vergangene Jahr war eine Aufholjagd dahin, wo wir 2008 waren. Von diesem Niveau noch weiter nach oben zu steigen, das wird schwierig, dazu hängen wir in Deutschland zu sehr von der Entwicklung der Weltwirtschaft ab.

Welt Online: Und die macht Ihnen Sorgen?

Börner: Mir macht vor allem die Explosion der Rohstoffpreise Sorgen. Die Preise werden lange hoch bleiben, weil China und Indien noch Jahrzehnte weiter wachsen müssen, um ihre Bevölkerungen zu Wohlstand zu bringen. Und beide Volkswirtschaften haben einen gewaltigen Hunger nach Rohstoffen.

Welt Online: Aber die Preisexplosion bei den Rohstoffen ist doch auch durch Spekulation getrieben.

Börner: Sie können es Spekulation nennen oder auch Investitionen, getrieben durch all das Geld, das die US-Notenbank in die Banken pumpt. Die professionellen Investoren legen viel von diesem Geld in Rohstoffen an, weil es an Alternativen fehlt. Das schmeißt noch einmal richtig den Turbo an, und diese Entwicklung wird 2011 ungebremst weitergehen. Das sieht man besonders gut beim Öl.

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Welt Online: Der Rohölpreis ist zuletzt stark gestiegen. Auf welchem Niveau wird er zur Gefahr für die Konjunktur?

Börner: Entscheidend ist nicht so sehr, welche Höhe der Ölpreis hat, sondern wie schnell er steigt. Das haben wir 2007 gesehen. Da ist der Ölpreis schnell gestiegen, dadurch stieg die Inflation, und die Zentralbanken haben relativ schnell die Zinsen angehoben, um die Inflation auszubremsen.

Welt Online: Wäre das so schlecht? Die Zinsen in Europa sind zu niedrig für die schnell wachsende deutsche Wirtschaft.

Börner: Ja, für die deutsche vielleicht. Aber schauen Sie sich an, was 2007 passiert ist: Der schnelle Anstieg der Zinsen hat damals die Finanzkrise ausgelöst, weil viele Hausbesitzer ihre Kredite nicht mehr zahlen konnten. Wenn die mittel- und langfristigen Zinsen jetzt wieder deutlich steigen, haben wir die nächste Finanzkrise vor der Tür, und die wird noch viel schlimmer als die, die wir gerade überstanden haben.

Welt Online: Glauben Sie? Die Amerikaner zahlen ihre Schulden gerade zurück.

Börner: Ja, aber die Schuldenproblematik hier in Europa wird auch in ein paar Jahren nicht gelöst sein. Wenn die Europäische Zentralbank die Zinsen anheben muss, könnten die Folgen verheerend sein.

Welt Online: Bereitet Ihnen die Schuldenkrise im Moment Probleme?

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Börner: Natürlich, in den betroffenen Ländern bricht der Absatz ein. Die Volkswirtschaften rutschen in die Rezession, die Menschen sind verunsichert. Wer verunsichert ist, kauft keine teuren Autos.

Welt Online: Das betrifft den Außenhandel. Aber Ökonomen erwarten, dass die Verbraucher im Inland mehr Geld ausgeben und so die Konjunktur stützen.

Börner: Dass die Deutschen mehr einkaufen, wird ein frommer Wunsch bleiben. Die Deutschen werden nicht mehr Geld ausgeben, das ist nicht unsere Mentalität.

Welt Online: Gilt das, selbst wenn die Löhne steigen werden?

Börner: Die Deutschen haben Angst vor der Zukunft und dass ihre Altersvorsorge nicht ausreicht. Wir sparen lieber, statt zu konsumieren, und verfallen nicht plötzlich in einen Konsumrausch; auch wenn Ökonomen das gerne hätten. Die höheren Löhne treiben allenfalls die Inflation.

Welt Online: Mit wie viel Inflation rechnen Sie?

Börner: Ich denke, wir müssen in den kommenden Jahren mit vier bis sechs Prozent Inflation rechnen.

Welt Online: Das ist nicht Ihr Ernst.

Börner: Doch. Ich hoffe, dass wir nicht sogar zweistellige Inflationsraten bekommen.

Welt Online: Aber so stark werden die Löhne doch nicht steigen.

Börner: Es geht nicht nur um die höheren Löhne. Wir werden die Inflation vor allem über die höheren Rohstoffpreise importieren. Höhere Zinsen könnten die Inflation bremsen, aber die EZB wird sich schwertun, in den kommenden Monaten die Zinsen zu erhöhen, denn Europa ist im Moment zweigeteilt: Auf der einen Seite wächst Deutschland stark, während die südeuropäischen Volkswirtschaften in diesem Jahr in die Rezession rutschen werden. Mit Rücksicht auf die Peripherie wird die EZB die Zinsen gar nicht oder nur zögerlich anheben.

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