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"Dad" Frank Stronach.

Foto: APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH

Um in der späten Phase des Wahlkampfes frühe Zweifel an Frank Stronach auszuräumen, konnte die "Kronen Zeitung" neulich verkünden: "Mein Dad ist alt genug und weiß, was er tut!" Um an diese heiße Wahlempfehlung zu kommen, war einiges ins Werk zu setzen, etwa: "Stronach-Tochter jettete als Wahlfee nach Österreich". Ihre Feenbotschaft wurde leider in "Österreich" konterkariert, wo der "Dad" persönlich einräumte, nicht immer gewusst zu haben, was er tut. "Frank Stronach: 'Ich war kein guter Vater.' Im Interview mit "Österreich" spricht er erstmals darüber, wie "schmerzlich" es für ihn sei, seinen Sohn falsch erzogen zu haben". Schmerz lass nach! "Stronach habe sich seinen Sohn so sehr als Nachfolger in der Firma gewünscht, erzählt er. Doch Andy wurde lieber Bio-Bauer, fährt Traktor und hält Kühe." Das ist die Gnade der falschen Erziehung - so musste Andy nicht als "Wahlfee" nach Österreich jetten.

Über Frank wurde in diesen Wochen viel, und nicht immer Vorteilhaftes berichtet. Aber die grausigste Enthüllung über seine dunkle Seite lieferte dankenswerterweise das Strache-Blatt "Zur Zeit" gerade noch rechtzeitig vor der Wahl. "Frank Stronach kokettierte ja unlängst nicht nur mit der Todesstrafe für Berufskiller, sondern auch mit einer Zustimmung zu US-Bomben auf Syrien sogar ohne UN-Mandat." Das hätte einen Martin Pfeiffer, nebenbei "Schriftleiter der 'Aula'" weniger gestört als der Verdacht, "vielleicht stecken bei Frank Stronach ja auch andere Loyalitäten dahinter."

Um den Verdacht zu begründen, genügte ihm ein "Blick auf einen Bericht der Israellobbyistenseite im Internet namens "Die Jüdische". Dort steht nämlich mehr über den Besuch des austrokanadischen Milliardärs in der jüdischen Hauptsynagoge in Wien Anfang September, über den zwar auch in der Kronenzeitung in knappen Worten und mit Bild berichtet wurde, wobei jedoch" - und das darf man der "Krone" nicht durchgehen lassen - "wichtige Passagen unerwähnt blieben. Man kann dort nur lesen, daß Stronach an den Gebeten und einem Teil der Tora-Lesung teilnahm sowie stets als wohltätiger Spender auftrat".

Dieser Versuch einer Zensur durch die "Krone" kam beim "Schriftleiter der 'Aula'" gar nicht gut an. "Tacheles wird hingegen in der Internetausgabe der bereits erwähnten Jüdischen geredet. Dort erfährt man einiges Neues über den reichen Greis", das selbst die "Wahlfee" verschwiegen hat, "zum Beispiel, wem die Loyalität dieses reichen Mannes gilt. Man kann etwa in besagter Jüdischen lesen, daß Stronach Mitglied der jüdischen Loge B'nai B'rith sei und ein Ehrendoktorat in Israel, nämlich das der philosophischen Fakultät von Haifa, erhalten habe". Nur nebenbei sei erwähnt: "Interessanterweise begleitete der österreichischen Honorarkonsul in Toronto den Austrokanadier in den Wiener Stadttempel."

Der Verdacht des "Schriftleiters der 'Aula', die Loyalität dieses reichen Mannes" könnte womöglich unechten Österreichern gehören, wird offenbar genährt von dem Umstand, dass der "reiche Greis das Ehrendoktorat der philosophischen Fakultät von Haifa erhalten habe", wo ihm doch als Einzigem, der von Wirtschaft etwas versteht, bloß das einer wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät zustünde, eventuell noch ein veterinärmedizinisches für den Pferdezüchter.

Wie wenig "das Ehrendoktorat der philosophischen Fakultät von Haifa" nützt, wenn philosophische Geister aufeinanderprallen, ist ebenfalls "Zur Zeit" zu entnehmen, wo es heißt: "Strache als klarer Sieger - Herbe Niederlage für Stronach bei Fernsehduell". Welch ein Triumph über die Ostküste!

Wurde auch Zeit, denn "noch aufschlußreicher ist jedoch, was Frank Stronach außerdem im Gebetstempel so alles verlautbarte, nämlich, daß sein kommunistischer Vater, der ja - so der stolze uneheliche Sohnemann - im Zweiten Weltkrieg zur Wehrmacht eingezogen, dann zum Tode verurteilt worden sei und später habe flüchten können, ein 'bisserl jüdisch' gewesen sei." Damit ist für den "Schriftleiter der 'Aula'" endgültig klar: "Kein Wunder, daß der Milliardär mit besten Beziehungen zur Ostküste im Fernsehduell mit Vizekanzler Michael Spindelegger zur Überraschung vieler Zuseher Bomben auf Syrien unter bestimmten Voraussetzungen durchaus für angebracht hielt."

Wird Strache doch nicht Bundeskanzler, weil ihm Stronach als Weiser von Zion per philosophischem Ehrendoktorat der Uni Haifa Stimmen abnimmt, ist der Grund klar - gegen die jüdische Weltverschwörung ist weder Kraut noch Kickl gewachsen. (Günter Traxler, DER STANDARD, 28.9.2013)