Iran sucht die «besten» Holocaust-Karikaturen

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Antwort auf «Charlie Hebdo»Iran sucht die «besten» Holocaust-Karikaturen

Mit einem Holocaust-Cartoon-Wettbewerb will Teheran die Heuchelei des Westens aufdecken. Was er tatsächlich erreicht: Er stachelt den Antisemitismus an.

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Diese Zeichnung des Marokkaners Abdellah Derkaoui gewann den iranischen Holocaust-Karikaturen-Wettbewerb von 2006: Es zeigt die Mauer, welche Israel um palästinensisches Gebiet erstellt, mit einem Bild des Konzentrationslagers Auschwitz.

Diese Zeichnung des Marokkaners Abdellah Derkaoui gewann den iranischen Holocaust-Karikaturen-Wettbewerb von 2006: Es zeigt die Mauer, welche Israel um palästinensisches Gebiet erstellt, mit einem Bild des Konzentrationslagers Auschwitz.

Hunderttausende Muslime demonstrierten in den vergangenen Wochen gegen die Mohammed-Karikaturen, welche das französische Satireblatt «Charlie Hebdo» nach den Attentaten von Paris publizierte. Jetzt glaubt die iranische Regierung, die passende Antwort auf die Mohammed-Karikaturen parat zu haben: Sie lanciert einen Wettbewerb für die «beste» Holocaust-Karikatur.

Thema des Wettbewerbs ist laut «Tehran Times», den Holocaust zu leugnen oder zumindest ins Lächerliche zu ziehen. 12'000 Dollar erhält der Gewinner, die Zweit- und Drittplatzierten bekommen 8000 und 5000 Dollar. Mit diesem Wettbewerb will Teheran die Heuchelei des Westens beim Thema Meinungsfreiheit entlarven. Mit anderen Worten: Die iranische Regierung will die Frage in den Raum stellen, weshalb man sich im Westen über den Propheten Mohammed lustig machen darf, während jeder Zweifel am Genozid während des Zweiten Weltkriegs verboten sei.

Bereits der zweite Contest

Es ist nicht das erste Mal, dass Teheran diesen Wettbewerb lanciert. Bereits nach den Mohammed-Karikaturen in der dänischen Jyllands-Posten im Jahr 2005 fand im Iran ein Holocaust-Cartoon-Contest statt. Über 1200 Einsendungen aus aller Welt trafen damals laut «Atlantic» ein.

Die Mehrzahl der Zeichnungen drehten sich 2006 um zwei Behauptungen: 1. Der Holocaust habe gar nie stattgefunden. 2. Der Umgang Israels mit den Palästinensern sei mit dem Holocaust gleichzusetzen. Der damalige Gewinner zeichnete die israelische Mauer um palästinensisches Gebiet – auf dieser prangte ein Bild des Konzentrationslagers Auschwitz.

Äpfel mit Birnen verglichen

Den Holocaust zu leugnen, hat im Iran schon fast Tradition. Entsprechende Äusserungen machte etwa regelmässig Mahmoud Ahmedinedschad, der von 2005 bis 2013 iranischer Präsident war. Indem er den Holocaust «als Erfindung der Juden» bezeichnete, beabsichtige er, dem Staat Israel das Existenzrecht abzusprechen.

Ob man die Verunglimpfung eines religiösen Symbols mit der Leugnung einer historischen Tatsache – der systematischen Ermordung von rund 6 Millionen Juden durch die Nazis – tatsächlich vergleichen kann, ist mehr als fragwürdig. In Zeiten zunehmenden Antisemitismus, dürfte dieser Wettbewerb laut «Atlantic» Hetze und Gewaltakte gegen Juden weiter anstacheln. Nicht nur in der Region, sondern auch in Europa.

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