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Gerichtsurteil Saudi-Arabien will jungen Oppositionellen köpfen und kreuzigen

Ali al-Nimr droht der Tod. Seitdem ein Gericht in Saudi-Arabien seinen Einspruch abgewiesen hat, kann der 20-Jährige jederzeit hingerichtet werden. Sein Vater bittet König Salman um Gnade.
Demonstration von Schiiten in Saudi-Arabien: Alis Vater droht mit weiteren Protesten

Demonstration von Schiiten in Saudi-Arabien: Alis Vater droht mit weiteren Protesten

Foto: HUSEIN RADWAN/ AFP

Ali al-Nimr war 17 Jahre alt, als er festgenommen wurde. Die Behörden steckten ihn im Februar 2012 ins Gefängnis, weil er an Protesten gegen das saudische Königshaus teilgenommen haben soll.

Der junge Mann stammt aus einer der prominentesten oppositionellen Familien Saudi-Arabiens. Er gehört der schiitischen Minderheit an, die von den streng sunnitischen Herrschern unterdrückt wird. Sein Onkel Nimr al-Nimr ist einer der Anführer der Protestbewegung in der Provinz Qatif, auch er wurde 2012 verhaftet und wartet im Gefängnis auf seine Hinrichtung.

Sein Neffe Ali teilt dieses Schicksal. Er unterzeichnete in Haft ein Geständnis, das er nach Angaben seiner Familie unter Folter abgegeben hat. Ein Scharia-Gericht verurteilte ihn zum Tode, weil er einer Terrorzelle angehört und Molotowcocktails auf Polizisten geworfen haben soll.

Laut Urteil soll Nimr zunächst enthauptet und sein Leichnam anschließend auf ein Kreuz geschnallt und öffentlich zur Schau gestellt werden. Es ist eine Strafe, wie sie auch die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) an ihren Gegnern vollzieht. In der vergangenen Woche bestätigte ein Berufungsgericht den Schuldspruch, die Hinrichtung kann nun jederzeit stattfinden.

Nimrs Familie weist alle Anschuldigungen zurück. "Ali ist jung. Er war einfach nur mit Mitschülern auf Demonstrationen und hat Fotos gemacht", sagte ein Vertrauter der Familie dem Fernsehsender CNN. Mit dem Todesurteil wolle Saudi-Arabien Rache an Alis Onkel Nimr nehmen.

Der Vater des jungen Mannes, Mohammed al-Nimr, hat König Salman um Gnade angefleht. Er warnte den Herrscher, die Hinrichtung seines Sohns könnte zu gewalttätigen Protesten der schiitischen Minderheit führen. Er hoffe aber, dass "kein Tropfen Blut" fließen werde.

Auch die französische Regierung forderte Saudi-Arabien auf, die Hinrichtung zu stoppen. "Frankreich ist sehr besorgt über die Lage von Ali al-Nimr, der zum Tode verurteilt wurde, obwohl er zu diesem Zeitpunkt minderjährig war", teilte das Außenministerium in Paris mit.

Zuvor hatten bereits mehrere Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen gefordert, die Todesstrafe gegen den heute 20-Jährigen aufzuheben. "Saudi-Arabien muss seinen internationalen Verpflichtungen nachkommen und Ali al-Nimr einen fairen Prozess ermöglichen", hieß es in einer Erklärung .

Das Herrscherhaus in Riad hat bislang nicht auf die Appelle reagiert. In diesem Jahr sind nach Zählung des Uno-Menschenrechtskommissariats bereits mindestens 134 Menschen in Saudi-Arabien hingerichtet worden. In dieser Woche wurde das Land an die Spitze des Uno-Menschenrechtsrats gewählt.

Vergleich von Strafen Saudi-Arabiens und des IS

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Foto: SPIEGEL ONLINE
syd/Reuters/AFP