Die renommierte Frühneuzeithistorikerin Heide Wunder nimmt die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten hochadliger Frauen im konfessionellen Zeitalter in den Blick. Der öffentliche Abendvortrag am 24. März 2011 findet im Rahmen einer vom Institut für Europäische Geschichte (IEG) Mainz und der Forschungsbibliothek Gotha veranstalteten Tagung statt.
Fürst und Fürstin kam im Prozess der Reformation wie der Gegenreformation eine besondere Rolle zu. Ihre Herrschaftsstellung erlaubte es ihnen, ihre persönliche Glaubensüberzeugung landesweit durchzusetzen. Im Rampenlicht der Forschung steht bisher das religions- und konfessionspolitische Handeln der Fürsten, gleich ob sie lutherisch, kalvinistisch oder katholisch waren. Die regierende Fürstin wird dagegen meist als Randfigur dargestellt, die ihrem Gemahl fromm und wohltätig assistiert habe. Die „Reformationsfürstinnen“ Herzogin Elisabeth von Calenberg, Herzogin Elisabeth von Sachsen oder Gräfin Anna von Ostfriesland gelten zwar als mutige Bekennerinnen, aber auch als Ausnahmeerscheinungen. Von den katholischen Fürstinnen ist überhaupt nicht die Rede, ihr Bekenntnis zur römischen Kirche scheint keiner Erklärung bedürftig.
Die renommierte Kasseler Frühneuzeit- und Geschlechterhistorikerin Heide Wunder wählt in ihrem Vortrag eine andere Perspektive: Die Fürstin erscheint als Handelnde, die bestimmten Entscheidungsmöglichkeiten in Glaubensfragen hatte, die sich während des 16. Jahrhunderts wandelten. Wunder fragt danach, wie Fürstinnen zu Anhängerinnen der evangelischen Bewegung wurden, andere dagegen bei der römischen Kirche blieben. Wie entwickelten Fürstinnen in dem keineswegs geradlinigen Prozess der Reformation konfessionelle Identitäten? Welche neuen religionspolitischen Rollen übernahmen sowohl protestantische als auch katholische Fürstinnen? Dabei ist die Bedeutung der rechtlich fixierten Geschlechterordnung auch in einer fürstlichen Ehe nicht zu vernachlässigen, die dem selbständigen Handeln der regierenden Fürstin Grenzen setzte. Frau Wunder führt dieses Panorama an Handlungsmöglichkeiten an einer Vielzahl von Beispielen vor Augen: Auf katholischer Seite sind es Fürstinnen wie Margarete von Anhalt sowie Erzherzogin Maria von Innerösterreich und Herzogin Renata von Bayern. Aus der großen Zahl der protestantischen Fürstinnen erscheinen – neben den prominenten „Reformationsfürstinnen“ – unter anderem Landgräfin Christine von Hessen, Gräfin Barbara von Wertheim und Herzogin Elisabeth von Sachsen, geb. Pfalzgräfin bei Rhein.
Fürstinnen und Konfession(en).
Öffentlicher Abendvortrag von Prof. Dr. Heide Wunder (Kassel) im Rahmen der Tagung „Fürstinnen und Konfession. Beiträge hochadliger Frauen zur Religionspolitik und Bekenntnisbildung“
Veranstalter: Institut für Europäische Geschichte (IEG) Mainz, Forschungsbibliothek Gotha
Donnerstag, 24. März 2011, 19:15 Uhr
Forschungsbibliothek Gotha
Schloss Friedenstein
99867 Gotha
Kontakt:
Dr. Daniel Gehrt
Forschungsbibliothek Gotha
Schloss Friedenstein, 99867 Gotha
Tel.: (+49) (0)361-7375554
Fax: (+49) (0)361-7375539
Mail: Daniel.Gehrt@uni-erfurt.de
http://www.ieg-mainz.de/likecms/media/public/ieg_pdf/Kolloq-2011-Fuerstinnen.pdf
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).