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Umstrittene Inszenierung Hallervorden weist Rassismus-Vorwürfe zurück

Gar nicht lustig: Für seine Inszenierung des Theaterstücks "Ich bin nicht Rappaport" muss sich Schauspieler und Theaterleiter Dieter Hallervorden herbe Vorwürfe gefallen lassen. Kritiker fühlen sich an rassistische "Blackface"-Aufführungen erinnert.
Dieter Hallervorden mit dem Plakat von "Ich bin nicht Rappaport": "Ekelhaft!"

Dieter Hallervorden mit dem Plakat von "Ich bin nicht Rappaport": "Ekelhaft!"

Foto: Britta Pedersen/ dpa

Hamburg/Berlin - Nur ein bisschen Theaterschminke? Bis hinter die Ohren ist das Gesicht von Joachim Bliese mit schwarzer Farbe angemalt. Im Stück "Ich bin nicht Rappaport" am Berliner Schlosspark Theater spielt er seit vergangener Woche den schwarzen Midge, der zusammen mit seinem ebenfalls betagten Kompagnon (Dieter Hallervorden) auf einer Parkbank im New Yorker Central Park über das Leben sinniert. "Das geht mal gar nicht!" und "Ekelhaft" wettert die Netzgemeinde gegen den Einsatz der dunklen Schminke - und wirft Theaterleiter Hallervorden Rassismus vor.

Der wies die Anschuldigungen in einer Erklärung jedoch weit von sich:  "In meiner Gedankenwelt ist absolut kein Platz für Rassismus." An keiner Stelle und zu keinem Zeitpunkt würden sich der Autor, der Regisseur oder der Hauptdarsteller Joachim Bliese über schwarze Mitbürger lustig machen. "Denken wir die Vorwürfe zu Ende: Darf Hallervorden einen Juden spielen, obwohl er kein Jude ist?", fragt Hallervorden in seiner Erklärung. "Darf Sigmar Gabriel sich für Maßnahmen gegen den Hunger in der Welt einsetzen, obwohl er über Leibesfülle verfügt??"

"Ein Schwarzer stand nicht zur Verfügung"

"Rappaport" sei seit etwa 25 Jahren auf dem Spielplan deutscher Bühnen, "und x-mal wurde die Rolle des schwarzen Midge von einem Weißen gespielt", erklärte Hallervorden. "Wir haben nicht etwa mutwillig nach einem Weißen für die Rolle des 80-jährigen Midge gesucht, sondern wir haben vom schauspielerischen Standpunkt aus nach der bestmöglichen Lösung gefahndet. Ein Schwarzer stand seinerzeit nach unseren Recherchen nicht zur Verfügung."

Die aufgebrachte Netzgemeinde ließ sich dadurch jedoch kaum besänftigen. Auch nach der Erklärung hagelte es auf der Facebook-Seite des Theaters weiter Protest . Die Aufgebrachten fühlen sich durch die Inszenierung an die rassistische Schauspieltradition des "Blackface" in den US-amerikanischen Südstaaten im 19. Jahrhundert erinnert, als sich weiße Schauspieler das Gesicht schwarz anmalten, um sich in stereotypen Darstellungen über Schwarze lustig zu machen.

Hallervorden riet seinen Kritikern: "Macht euch erst mal kundig, bevor die Sicherungen durchbrennen, nur weil ihr auf einem Plakat einen Weißen seht, der schwarz geschminkt ist!" Dennoch nehme er "schweren Herzens" zur Kenntnis, dass sich, ohne dass dies je Absicht des Theaters gewesen sei, Menschen verletzt fühlen. "Wir werden auf deren Gefühle Rücksicht nehmen, indem wir uns Gedanken über eine andere Form der Werbung machen." Das Stück werde jedoch in unveränderter Form weiter zu sehen sein.

vks/dpa