Wie der SPIEGEL plumpen Dauerwahlkampf für „CSU-Star Guttenberg“ macht – und es dabei mit den Fakten nicht so genau nimmt

  05. Juni 2009, von T. Engelbrecht

Die Europa-Wahlen stehen kurz bevor, und was gäbe es da Schöneres aus Sicht einer Partei, als von einem wichtigen Medium gratis hofiert und massiv promotet zu werden? Nun, die CSU kommt in diesen pikanten Genuss, legt sich der SPIEGEL doch seit geraumer Zeit im Stile einer PR-Agentur voll ins Zeug für den „CSU-Star Guttenberg“.  Schon vergangene Woche berichtete SPIEGELblog, wie das Nachrichtenmagazin „Wirtschaftsminister von und zu Guttenberg in Werbemanier zum Superhelden à la Batman verklärt“. Und auch heute wieder bringt SPIEGEL Online einen Aufmacher über den „Shootingstar“, der sogar „[CSU-]Parteichef Seehofer überstrahlt“. So ein Dauerwahlkampf ist ziemlich unwürdig, um nicht zu sagen peinlich für ein Medium, das sich selbst als investigativ und überparteilich begreift.

Der SPIEGEL übergeht geflissentlich die „peinliche Wahrheit“ über Wirtschaftminister zu Guttenberg
Dem SPIEGEL würde es besser zu Gesicht stehen, wenn er sich mal wirklich kritisch und an den Fakten orientiert mit Wirtschaftsminister zu Guttenberg auseinandersetzen würde. Dazu würde etwa gehören, dass SPIEGEL Online keine plumpen PR-Berichte darüber abzuliefert, wie zu Guttenberg bei einer Diskussionsveranstaltung der neoliberalen Propaganda-Agentur Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) dolle Reden schwingt. Auch sollten sich die Hofberichterstatter beim SPIEGEL mal am NDR-Magazin Zapp und seinem Beitrag „Die peinliche Wahrheit über Wirtschaftsminister Guttenberg!“ ein Beispiel nehmen (siehe Screenshot). Darin wird aufgezeigt, dass es bei zu Guttenberg einiges zu überprüfen gäbe – angefangen von seiner selbsternannten Wirtschaftskompetenz, die auch vom SPIEGEL so gerne hochgehalten wird. Diese basiert nach Aussage des Bundeswirtschaftsministers vor allem darauf, dass er vor seinem Eintritt in die Polititk Verantwortung im eigenen Familienunternehmen getragen hätte. Doch das ist nichts weiter als heiße Luft.

So hat der Bundeswirtschaftsminister nicht für die Von Guttenberg GmbH, einer Baustofffirma aus Aschheim, gearbeitet – wie viele Medien, darunter auch SPIEGEL Online, fälschlicherweise berichteten. Und auch macht es keinen Sinn zu behaupten – so wie es das „SPIEGEL Wissen“ Lexikon tut -, dass Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg „geschäftsführender Gesellschafter der [Münchener] Guttenberg GmbH“ ist (siehe zweiten Screenshot). So hatte diese Firma nach Recherchen von Zapp „lediglich drei Beschäftigte. Deren Aufgabe: Die Verwaltung des eigenen Vermögens. Es ist das Vermögen der Familie von und zu Guttenberg. Seit fünf Jahren gibt es auch diese Firma nicht mehr. Die Such nach der Wirtschaftkompetenz des neuen Wirtschaftsministers geht weiter – demnächst vielleicht auch in Ihrer Zeitung…“

Dass dies auch beim SPIEGEL der Fall sein wird, ist zu bezweifeln, wenn man bedenkt, wie plump offensiv das selbsternannte Nachrichgenmagazin Wahlkampf macht für zu Guttenberg.

Weitere interessante Links:

Panorama über Freiherr zu Guttenberg

Extra 3: Klaus fragt: Was ist (macht) eigentlich ein Wirtschaftsminister?

„Merkel, Guttenberg und die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM)“ (inklusive ZAPP-Beitrag über die  INSM – ein Beitrag, der bei youtube bemerkenswerterweise zwar noch aufrufbar, aber nicht mehr anzusehen ist…)

 

3 Kommentare zu “Wie der SPIEGEL plumpen Dauerwahlkampf für „CSU-Star Guttenberg“ macht – und es dabei mit den Fakten nicht so genau nimmt”

  1. Der Klarseher sagt:

    Das ist ein wichtiger Bericht, vielen Dank dafür! Leider wird er beim Wahlvolk wohl ohne Wirkung bleiben, denn die Menschen glauben eben das, was die Medien der Eliten ihnen vorbeten. Dass viele Politiker nicht das sind, was sie zu sein vorgeben, dafür habe ich hier auch ein Beispiel gebracht.

  2. SPIEGELblog sagt:

    Zu Herrn zu Guttenberg möchten wir noch hinzufügen:

    Manche mögen der Auffassung sein, dass Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg bei Opel eine gute Figur gemacht hat, indem er sich gegen staatliche Unterstützung ausgesprochen hat. Doch selbst wenn man dieser Auffassung folgt, so ist die wahlkampfmäßige Anbiederung des SPIEGEL einfach eines journalistischen Mediums unwürdig. Denn woher soll man die Gewissheit nehmen, dass das Verhalten von zu Guttenberg im Zsh. mit Opel nicht wieder einmal nur politisches Kaspertheater war bzw. ist?

    So ist es durchaus möglich, dass man sich in der CDU/CSU die Rollen in dem Schauspiel genau eingeteilt hat (über welch enorme Fähigkeiten, die Rollen zu wechseln, Politiker verfügen, sieht man ja z.B. auch an Horst Seehofer, dem Chef von zu Guttenberg, der nicht nur in Bezug auf Genfood mal so und mal so daherredet, gerade wie es seinen politischen Zielen dient). Und bei Opel hat zu Guttenberg eben den Part des „good boy“, der die Steuerzahler schützt, übernommen. So weiß nun jeder in Deutschland – v.a. auch dank des SPIEGEL -, dass die Regierung ja doch nicht so schlimm sein kann (trotz Hypo-Real-Estate-Fiasko etc.), denn sie hat ja den ach so tollen und den Steuerzahler schützenden zu Guttenberg…

    Tatsächlich aber regieren – global betrachtet – die Politiker uns Bürger seit Jahrzehnten in den Abgrund (Arm und Reich driften immer mehr auseinander, Schuldenberg wächst und wächst, Hunger auf der Welt ist nach wie vor ungelöst genau wie die Regenwaldabholzung etc.). Nur eine recht kleinen Elite profitiert immer mehr von dem, was die Politiker so verzapfen. Und auch zu Guttenberg gehört letztlich zu dieser korrumpierten Politikerkaste – und er muss ja auch ihr angehören, sonst hätte er diesen Posten ja nie bekomme können. Welch geistes Kind er ist, zeigt nicht zuletzt auch seine Teilnahme an der Veranstaltung der neoliberalen Propagandamaschine Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, die wir in dem Blog-Beitrag ja auch entsprechend erwähnt haben (siehe z.B. http://www.fixmbr.de/merkel-guttenberg-und-die-initiative-neue-soziale-marktwirtschaft-insm/).

  3. Marc sagt:

    Aber das ist doch alles nur ihre ganz persönliche Meinung.

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