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Ebola: Lüge bei Gesundheitskontrolle

3. Oktober 2014

Der in den USA an Ebola erkrankte Mann hat bei seiner Ausreise aus Liberia Kontakte zu Ebola-Patienten verschwiegen. Präsidentin Johnson Sirleaf reagiert verärgert. Sie prüft eine strafrechtliche Verfolgung.

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Einlieferung des Ebola-Patienten in die Uni-Klinik Frankfurt (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/R. Orlowski

Der Chef der liberianischen Flughafenbehörde erklärte, der Mann sei bei der Ausreise gefragt worden, ob er Kontakt mit Ebola-Opfern gehabt oder Symptome der Krankheit habe. Auf alle diese Fragen habe er mit Nein geantwortet.

Nach Informationen der liberianischen Zeitung "Front Page Africa" hat der Mann auf einem Kontrollformular am Airport von Monrovia angegeben, er sei in den zurückliegenden drei Wochen nicht mit Ebola-Kranken in Berührung gekommen. In Wirklichkeit habe der Mann unter anderem fünf Tage vor seinem Abflug in die USA wissentlich einer an Ebola erkrankten schwangeren Frau bei der Suche nach einem Krankenhaus geholfen. Die Frau sei wenig später gestorben.

Liberias Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf sagte in einem Interview des kanadischen Senders CBC, sie sei "sehr verärgert" darüber, dass der Mann in dem Bewusstsein in die USA gereist sei, zuvor Kontakt mit Ebola-Infizierten gehabt zu haben. Dies sei unentschuldbar. Sie lasse Möglichkeiten einer strafrechtlichen Verfolgung wegen des Belügens von Regierungsbehörden durch die Falschangaben auf seinem Ausreise-Fragebogen prüfen.

Das Leugnen von Kontakten mit an Ebola erkrankten Menschen ist in Liberia und den anderen schwer betroffenen westafrikanischen Ländern Guinea und Sierra Leone weit verbreitet und mit ein Grund dafür, dass sich die Ausbreitung des Virus nur schwer bekämpfen lässt.

Der in den USA an Ebola erkrankte Liberianer war am 20. September im US-Bundesstaat Texas angekommen. Erst einige Tage nach seiner Ankunft in Dallas wurde bei ihm Ebola diagnostiziert. Der Mann liegt derzeit auf der Isolierstation des Texas Health Presbyterian Hospital in Dallas. Sein Zustand wird als "nach wie vor ernst" bezeichnet.

Die US-Gesundheitsbehörden versuchen mit allen Mitteln, eine Ausbreitung des Virus zu verhindern. Hunderte Mediziner sind unterwegs, um Kontaktpersonen des Mannes zu finden, zu untersuchen und wenn nötig zu isolieren. Etwa 100 Menschen aus dem Umfeld des Kranken sollen untersucht werden. Vier Familienangehörige des Patienten wurden als Vorsichtsmaßnahme unter Quarantäne gestellt.

Ebola-Patient aus Afrika auf Frankfurter Isolierstation

In Deutschland wird ein zweiter Ebola-Patient aus Westafrika behandelt. Der Mitarbeiter einer Hilfsorganisation wurde in der Nacht zum Freitag auf der Isolierstation des Universitätsklinikums Frankfurt am Main aufgenommen (Artikelbild), wie das hessische Sozialministerium in Wiesbaden mitteilte. Es handelt sich um einen Mitarbeiter einer italienischen Hilfsorganisation der sich als Arzt in Sierra Leone bei der Versorgung von Ebola-Erkrankten mit dem Virus infizierte. Im Hamburger Universitätsklinikum liegt bereits seit Ende August ein mit dem Ebola-Virus infizierter Experte der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Auch in den USA, Spanien und Großbritannien wurden oder werden erkrankte Ebola-Helfer aus Westafrika auf Spezial-Isolierstationen behandelt. In allen Fällen wurde die Krankheit, anders als bei dem Fall in Dallas, bereits in Afrika diagnostiziert.

Auch die jüngsten Ebola-Zahlen der WHO machen keine Hoffnung auf ein baldiges Eindämmen der Epidemie. Zwar wurden zuletzt in Westafrika insgesamt weniger Neuinfektionen gemeldet, doch die Übertragungskette ist laut WHO noch lange nicht durchbrochen. An der Seuche sind in Westafrika seit März nach Angaben der WHO mindestens 3338 Menschen gestorben, 7178 Menschen haben sich nach offiziellen Angaben infiziert. Die Dunkelziffer wird weit höher geschätzt.

qu/sti (dpa, afp, kna, epd)