Die Mordgrube zu Freiberg

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Die Mordgrube zu Freiberg
Die Mordgrube zu Freiberg
Holzschnitt aus der Schedelschen Weltchronik 1493
Tänzer freveln, indem sie das Sakrament verspotten, und werden Opfer einer Katastrophe. Exempel und Sagen aus Freiberg in Sachsen, dem Suggental im Schwarzwald und aus dem Raum Lübeck nebst verwandten Geschichten
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Tänzer verhöhnen einen Geistlichen mit dem Sakrament und werden das Opfer einer jähen Katastrophe (Schröder)

Die Freiberger Mordgrube[Bearbeiten]

Tanzende Bergleute missachten einen Priester mit Monstranz. Der Boden verschlingt sie, nur der Spielmann, der dem Sakrament die Ehre erwiesen hatte, überlebt.

Lokalisierung: Alte Mordgrube bei Brand-Erbisdorf.

Lage der Mordgrube auf Karte 1745
  • Petrus Albinus: Freiberger Chronik (bis 1570), Handschrift SLUB Dresden, Ms. Q 133,3, Bl. 9r-10r - Digitalisat SLUB Dresden - die Stelle modernisiert wiedergegeben bei Friedrich Sieber: Sächsische Sagen. Jena 1926, S. 59 Ausschnitt auf Commons. Albinus sagt in der gedruckten Meißnische[n] Bergk Chronica [...]. Dresden 1590, S. 19 SLUB Dresden nur, er wolle die schrecklichen geschicht von der Zeche Mordgrube ausführlicher in seiner Freiberger Chronik mitteilen.
  • Andreas Möller: Theatrum Freibergense Chronicum [...]. Bd. 2. Freiberg 1653, S. 60-62: Mordgrube zu Freyberg. Gibt zuletzt ein lateinisches Chronodistichon des Freiberger Rektors Valentin Apelles/Apell (1514-1584).
  • Christian Gotthold Wilisch: Kirchen-Historie der Stadt Freyberg [...]. Teil 2, Leipzig 1737, S. 301f. SLUB Dresden zum Jahr 1530, nach Möller.
  • Gustav Schilling: Die Geister des Erzgebirges. Das Verhängniß. Der selige Moritz. Die Lagergäste. Dresden/Leipzig 1828 (Sämmtliche Schriften 8), S. 5 Google, Auftakt zu einer umfangreichen historischen Erzählung (Erstausgabe Dresden 1816)
  • Friedrich Felsberg: Neues Sagenbuch, oder Sammlung der schönsten Sagen Deutschlands. Freiburg 1856, S. 7-10 Google breit erzählerisch ausgewalzt nach Möller
  • Heinrich Gerlach: Kleine Chronik von Freiberg [...]. Freiberg 1876, S. 91f. Google nach Ziehnert

Untergang des Suggentals[Bearbeiten]

Lage des Suggentals bei Waldkirch, Karte 1893

Tänzer missachten einen Priester mit Monstranz. Das Wasser eines Gewitters zerstört die Bergwerke und fast das gesamte Tal. Ein kleines Kind überlebt in einer Wiege schwimmend.

Lokalisiert: Suggental bei Freiburg im Breisgau

Zum Wiegen-Motiv: Heinrich Maurer: Spuren einer uralten Sage am Rhein und an seinen Nebenflüssen. In: Mannheimer Geschichtsblätter 3 (1902), Nr. 1, Sp. 9-12 Stadtarchiv Mannheim; Stith Thompson: Motif-Index S 141, 331 Uni Alberta

Handschriftliche Zeugnisse[Bearbeiten]

Das Exempel begegnet (mit Lokalisierung Kupfental bei Freiburg im Schwarzwald) in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in einem Augsburg-Aalener Überlieferungskontext, nämlich in Handschriften, die von einem namentlich nicht bekannten Aalener Stadtschreiber und dem Augsburger Berufsschreiber Konrad Bollstatter stammen.

  • Konrad Bollstatters Bearbeitung und Fortsetzung der Sächsischen Weltchronik, Stadtarchiv Augsburg, Schätze 19, geschrieben wohl 1470/76 von Konrad Bollstatter Handschriftencensus, entspricht der Aalener Fortsetzung, vgl. Jürgen Wolf, Anhang S. XI MDZ München
  • Konrad Bollstatters erweiternde Bearbeitung der Augsburger Chronik von Sigismund Meisterlin, München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 213, Bl. 233r-v Digitalisat MDZ München, geschrieben um 1480 von Konrad Bollstatter Handschriftencensus, vgl. Jürgen Wolf, Anhang S. V
  • Aufzeichnung des Martin Crusius aus Unterlagen, die er am 8. April 1594 von dem Schwäbisch Gmünder Händler Sebastian Terzago erhielt und die auch einen Abschnitt über Aalen enthielten, also indirekt auf die Aufzeichnung des Aalener Stadtschreibers zurückgehen, Tübingen, Universitätsbibliothek, Mh 369, S. 21-22 Digitalisat UB Tübingen; vgl. Graf: Gmünder Chroniken (siehe unten Sekundärliteratur), S. 197 Google.

Gedruckte Zeugnisse[Bearbeiten]

  • Henri de Sponde: Annalium [...] Caes. Baronii Continuatio [...]. Bd. 1, Paris 1641, S. 695f. Nr. 13 zu 1348, Seiten auf Commons nach Crus. Annal. Suev. par. 3 lib. 5 cap. 1
  • Abraham a Sancta Clara: Heilsames Gemisch Gemasch [...]. Nürnberg 1704, S. 471f. HAB Wolfenbüttel
  • Johann Prambhofer: Joseph Vice-König in Egypten und Königlicher Tugend-Spiegel [...]. München 1724, S. 127f., 260f. MDZ München, beide Male mit Quellenangabe Spondanus, aber S. 260f. wörtlich nach Abraham a Sancta Clara: Judas.
  • Malachias Tschamser: Annales oder Jahrs-Geschichten deren Baarfüseren [...] M.D.CC.XXIV. Colmar 1864, S. 361 Google: "Kuppfenthal" zu 1348
  • Willibald Kobolt: Die Groß- und Kleine Welt, Natürlich-Sittlich- und Politischer Weiß zum Lust und Nutzen vorgestellt [...]. Augsburg 1738, S. 236 Google, zeno.org nach Spond. in annal. Eccles. 1348
  • Ferdinand Philipp Grimm: Freitanz bei Freiburg (handschriftliche Sammlung 1812/42), in: Der unbekannte Bruder Grimm. Deutsche Sagen von Ferdinand Philipp Grimm. Aus dem Nachlass hrsg. von Gerd Hoffmann/Heinz Rölleke. Düsseldorf/Köln 1979, S. 116 Nr. 97 Seite auf Commons nach Spondan in annal. Eccles. anno 1348. Abr. a S. Clara Würzburg 1704 S. 471-72. (Quelle war also Heilsames Gemisch Gemasch wie oben)
  • Heinrich Schreiber: Das Suggenthal, in: Das Karlsruher Unterhaltungsblatt 3. Jg. (1830), S. 93-99 Commons. Verfasserangabe aufgrund der Bemerkung Baaders: „Auch Dr. Heinrich Schreiber hat die Sage vom Suggenthal sehr anmuthig erzählt im Carlsruher Wochenblatt vom Jahr 1830 S. 93. u. ff.“ (Sage vom Suckenthal)
  • Bernhard Baader: Suggenthal, in: Teütsche Volkssagen, in: Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit 8 (1839), Sp. 534f. Nr. 69 ULB Düsseldorf. Die frühere Mitteilung Baaders im Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit 6 (1837), Sp. 69 ULB Düsseldorf enthielt nur das Wiegen-Motiv, nicht aber den Frevel.
Blick ins obere Suggental
  • Heinrich Schreiber: Volkssagen mit historischen Erläuterungen. Der Untergang des Suggenthales, in: Taschenbuch für Geschichte und Alterthum in Süddeutschland 2 (1840), S. 269-272 UB Freiburg
  • Heribert Rau: Lese-Abende. Novellen und Erzählungen. Bd. 1, Frankfurt a. M. 1849, S. 80-88 Google, integriert in eine längere Erzählung
  • Bernhard Baader: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Karlsruhe 1851, S. 61-63 Nr. 72 Google (wie in der Publikation von 1839)
  • Johann Nepomuk Hirz: Historisch-topographische Beschreibung des Amtsbezirks Waldkirch. Freiburg 1864, S. 37-39 Google nach Leichtlen
  • Franz Ehmig: Neue Gleichnisse, Beispiele und Erzählungen über die katholischen Glaubens- und Sittenlehren [...]. Bd. 4, Regensburg 1869, S. 566 Google nach Spondan. in annal. Eccles. anno 1348. Ebenso schon (mit Ortsangabe Freiburg in der Schweiz und der Jahreszahl 1346) ebenda Bd. 2, 1868, S. 127 Google
  • Karl Rolfus: Klänge aus der Vorzeit. Bd. 1. Mainz 1873, S. 44-46 Google offenbar nach Leichtlen/Schnezler
  • Ebenezer Cobham Brewer: A dictionary of miracles. Philadelphia 1894, S. 484 Internet Archive = Google nach De Sponde, Annals. Menefee (siehe unten Sekundärliteratur) S. 30 benützt Brewer, verwechselt aber Freiburg mit Fribourg, wenn er als Lokalisierung Switzerland angibt.

Die Mordkuhle/Mordgrube bei Schlutup[Bearbeiten]

Lage der Försterei Hohemeile 1856

Tänzer missachten einen Priester mit dem Sakrament. Der Boden verschlingt das Wirtshaus, nur der Spielmann, der als einziger dem Sakrament die Ehre erwiesen hatte, überlebt.

Lokalisiert: Tannenschenke bzw. Försterei Hohemeile zwischen Schlutup und Dassow, siehe dazu ausführlich die Kommentierung zu: Die alte Mordkuhle.

  • Die Mordgrube. (Volkssage.), in: Heinrich Asmus: Leitfaden zur Lübeckischen Geschichte. Lübeck 1834, S. 98f. Google nach Neue Sagenbibliothek hrsg. von Schoppe Heft 15
  • Die Mordgrube bei Dassow (Von G. F. C. Neumann zu Röbel), in: Albert Niederhöffer: Mecklenburg's Volkssagen. Bd. 3, Leipzig 1860, S. 69-72 Google
  • Die Mordgrube. Lübeckische Volkssage, in: Amalie Schoppe: Sagenbibliothek. 3. Auflage. 2. Teil, Leipzig 1866, S. 216-218 Nr. 58 Google (wie 1833)
  • Die Teufelskuhle bei Dassow (nach C. Dörwaldt), Der Tannenkrug bei Dassow (nach Seminarist G. Bannier), Die Mordgrube bei Dassow (nach Niederhöffer), in: Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg. Bd. 1, Wien 1879, S. 96f. Nr. 109f., 289f. Nr. 384 Internet Archive = Google-USA*
  • Die Sage von der "Mordkuhle" in der Hohemeiler Forst, in: Mitteilungen des Heimatbundes für das Fürstentum Ratzeburg 4 (1922), Nr. 3, S. 7 nach Asmus 1834 mit Anmerkung Commons, weitere Publikationen: ebenda 9 (1999), Nr. 1, S. 15 und Ostsee-Zeitung Rostock 1998, Nr. 64 vom 17. März, S. 15

Die Tanzbesessenen im Zillertal[Bearbeiten]

Tänzer hören nicht auf zu tanzen, als ein Priester auf dem Versehgang vorbeigeht. Sie werden vom Teufel besessen und müssen jedesmal tanzen, wenn sie Musik hören, bis sie ohnmächtig zu Boden fallen. Erst ein Gelübde, nie mehr zu tanzen, heilt sie.

Lokalisiert im Tiroler Zillertal.

  • Anton Renk: Im Zillertal. In: Auf der Wanderung (Prosaschriften 2). München/Leipzig 1908, S. 87f. Internet Archive = Google-USA* nach Dörler
  • Erich Hupfauf: Hifalan und Hafalan. Sagen aus dem Zillertal. 2. Auflage, Schwaz 2000, S. 96f. E-Text sagen.at

Die Tänzer zu Latsch[Bearbeiten]

Während die anderen Tänzer in einem Wirtshaus dem vorbeigetragenen Sakrament Ehre erweisen, tanzt ein Paar weiter. Beide fallen tot zu Boden, verfärben sich schwarz und werden in einer Waldhöhle unehrlich bestattet.

Lokalisiert in Latsch im Südtiroler Vinschgau.

Vergleichbare mittelalterliche und frühneuzeitliche Tänzer-Exempel und Sagen[Bearbeiten]

Mittelalterliche Exempla zu frevelnden Tänzern[Bearbeiten]

Zum Thema Tanz in mittelalterlichen Exempla siehe auch das Lemma danse in der Datenbank Thesaurus Exemplorum Medii Aevi

Bauern umtanzen einen Widder[Bearbeiten]

Das Motiv "Gottloser Tanz wird vom Himmel bestraft" begegnet früh bei Caesarius von Heisterbach: Liber Miraculorum I, 17: Bauern in Kirchherten lassen sich vom Priester nicht abhalten, einen Widder auf einem Mast zu umtanzen. Ein Sturm verwüstet die ganze Gegend. Die Wundergeschichten des Caesarius von Heisterbach, hrsg. von Alfon Hilka. Bd. 3, Bonn 1937, S. 38-40 ULB Düsseldorf; Übersetzung von Alexander Kaufmann in den Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 47 (1888), S. 66f. Nr. 36 Commons. Zum Tanz um einen Widder siehe auch Johannes Pschmadt: Der „dialogus miraculorum“ des Cäsarius von Heisterbach in seinen Beziehungen zu Aachen.

  • Danach im Viaticum narrationum des Heinemann von Bonn: Alfons Hilka: Beiträge zur lateinischen Erzählungsliteratur des Mittelalters 3. Das Viaticum narrationum des Henmannus Bononiensis. Berlin 1935, S. 78f. Nr. 55 ULB Düsseldorf (Frederick C. Tubach: Index Exemplorum. Helsinki 1969, Nr. 1417) mit Nachweis weiterer Benutzungen.
  • Hermann Korner: Chronica novella (niederdeutsche Fassung), das Exempel Der Tanz um den Widder aus der Handschrift Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 3048 Handschriftencensus ediert von Franz Pfeiffer: Niederdeutsche Erzählungen aus dem XV. Jahrhundert, in: Germania 9 (1864), S. 257-289, hier S. 270f. Commons; lateinische Fassung der Chronik Korners: Johann Georg von Eckhart: Corpus historicorum medii aevi [...]. Bd. 2, Leipzig 1723, Sp. 550 Google. Die Stelle in der Handschrift Hannover, Landesbibliothek, Ms. XIII 757, Bl. 54r ist online. Digitalisat Landesbibliothek Hannover.
  • Johannes Herolt: Sermones de tempore (entstanden 1418). Speyer 1483, BSB-Ink H-196 - GW 12352, Sermo 37 De chorea: MDZ München.

Tanz am Pfingstmittwoch[Bearbeiten]

Ein wunderteiken bi Stendale (1203): Der Pfarrer fiedelt seinen Bauern zum Tanz am Pfingstmittwoch. Ein Unwetter schlägt ihm den Arm mit dem Fiedelbogen ab, 24 Leute sterben. Älteste deutsche Version: Magdeburger Schöppenchronik (14. Jahrhundert), in: Die Chroniken der deutschen Städte Bd. 7. Leipzig 1869, S. 125 Internet Archive, handschriftennähere Wiedergabe Google. Danach: Cyriacus Spangenberg: Ehespiegel [...], Straßburg 1561, Bl. 177v MDZ München; Andreas Hondorff: Promptuarium exemplorum. Historien und Exempelbuch [...] Leipzig 1568, Bl. 99v-100r MDZ München; Leipzig 1584, S. 133 Google; Andreas Angelus: WiderNatur und Wunderbuch. Frankfurt am Main 1597, S. 236 Google; Andreas Hondorff: Theatrum Historicum Sive Promtuarium Illustrium Exemplorum. Frankfurt 1598, S. 201 UB Mannheim und viele andere mehr. Nachweise aus dem 17. Jahrhundert bei Ernst Heinrich Rehermann: Das Predigtexempel bei protestantischen Theologen des 16. und 17. Jahrhunderts, Göttingen 1977, S. 369 Nr. 10. Lokalisiert: "Ossemer", also Schmoor bei Hohenwulsch bei Stendal.

  • Zuvor in der 1. Fortsetzung der Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium zu 1202 MGH Scriptores 14 (1883), S. 417f. MDZ München, hier lokalisiert in Häsewig.

Das bekannteste Tanz-Exemplum: Die Tänzer zu Kölbigk[Bearbeiten]

Tänzer zu Kölbigk in Schedels Chronik 1493

Am Heiligabend stören Tänzer die Messe. Sie müssen ein ganzes Jahr um die Kirche tanzen.

Lokalisierung: Cölbigk bei Ilberstedt. Das in das 11. Jahrhundert zurückgehende Exempel war in Mittelalter und Neuzeit außerordentlich weit verbreitet. Siehe die Nachweise bei Johannes Bolte zu Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Bd. 2, Berlin 1924, S. 346 Internet Archive und bei Schröder. Ergänzend: Moser-Rath: Predigtmärlein, S. 477f.; Frederick C. Tubach: Index Exemplorum. Helsinki 1969, Nr. 1419; Alois Schneider: Exempelkatalog zu den „Iudicia divina“ des Jesuiten Georg Stengel von 1651. Würzburg 1982, S. CLXXVI Nr. 742; Brüder Grimm: Deutsche Sagen, hrsg. von Hans Jörg Uther. Bd. 1, München 1993, S. 308 zu Nr. 232; Rolf-Wilhelm Brednich: Tänzersage, in: Enzyklopädie des Märchens 13 Lief. 1 (2008), Sp. 201-204.

  • Für die ältesten lateinischen Texte nach wie vor maßgeblich die Ausgabe von Schröder 1897 (siehe Sekundärliteratur). Jüngere Abdrucke und die Sekundärliteratur registriert Fidel Rädle: Das 'Tanzlied von Kölbigk' und die Legende vom 'Kölbigker Tanz', in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon 9 (1995), Sp. 616-620 und die Geschichtsquellen des Mittelalters. Weitere Literatur bei: Gregor Rohmann: The Invention of Dancing Mania, in: The Medieval History Journal 12 (2009), S. 13-45. Die folgenden Nachweise berücksichtigen besonders wirkmächtige lateinische Versionen, legen aber den Schwerpunkt auf die deutschsprachige Überlieferung.
  • Von besonderer Bedeutung für die Verbreitung war das viel gelesene Speculum historiale des Vinzenz von Beauvais (ab 1230 bearbeitet). In der Mentelin-Ausgabe [Straßburg] 1473 Bd. 4: Buch 26 Kapitel 10: MDZ München (nicht paginiert). Dem Druck lag eine Fassung der nach der Ausgabe Douai 1624 (hier: Buch 25 Kapitel 10) benannten Douai-Fassung zugrunde, siehe Rudolf [Kilian] Weigand: Vincenz von Beuvais. Hildesheim/Zürich/New York 1991, S. 103f. Digitalisate späterer Inkunabeln siehe Gesamtkatalog der Wiegendrucke. Als Quelle nennt Vincenz Wilhelm von Malmesbury.
  • Johannes Gobi: Scala coeli, eine bedeutende lateinische Exempelsammlung (1322/1330). Inkunabelausgaben: Lübeck 1476, Bl. 88v USB Köln; Ulm 1480 MDZ München (nicht paginiert). Im Abschnitt corea mit anderen Exempla.
  • Predigt 'Vom Schaden des Tanzens', frühes 15. Jahrhundert. Überlieferung: Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 3009, Bl. 73r-85v vom Jahr 1437 Handschriftencensus. Ausgabe von Moriz Haupt: Was Tanzen Schaden bringt, in: Altdeutsche Blätter 1 (1836), S. 52-63, hier S. 54f. Google. Siehe Christine Stöllinger-Löser: ’Vom Schaden des Tanzens’, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon 8 (1992), Sp. 593f.
  • Hermann Korner: Chronica novella (niederdeutsche Fassung), das Exempel Der Tanz zu Kolbeke aus der Handschrift Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 3048 Handschriftencensus ediert von Franz Pfeiffer: Niederdeutsche Erzählungen aus dem XV. Jahrhundert, in: Germania 9 (1864), S. 257-289, hier S. 271f. Commons; lateinische Fassung der Chronik Korners: Johann Georg von Eckhart: Corpus historicorum medii aevi [...]. Bd. 2, Leipzig 1723, Sp. 563f. Google. Die Stelle in der Handschrift Hannover, Landesbibliothek, Ms. XIII 757, Bl. 57v ist online. Digitalisat Landesbibliothek Hannover.
Seelentrost 1484
  • Der Seelentrost war ein ursprünglich in westmittelniederdeutscher Sprache verfasstes Lehr- und Exempelwerk aus der Mitte des 14. Jahrhunderts (siehe Wikipedia und Nigel Palmer: Seelentrost, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon 8 (1992), Sp. 1030-1040; André Schnyder: Seelentrost. In: Enzyklopädie des Märchens 12 (2005), Sp. 493-497). Aus der Handschrift Stuttgart, Landesbibliothek, Cod. theol. et phil. 4° 16 Handschriftencensus ediert von Franz Pfeiffer: Beiträge zur Kenntnis der Kölnischen Mundart im 15. Jahrhundert, in: Die deutschen Mundarten 1 (1854), S. 170-226 (usw.), hier S. 203 Nr. 30 Google. Aus der Handschrift Berlin, Staatsbibliothek, mgf 1293 (von 1447/48, siehe Handschriftencensus) edierten das Tanzexempel: Ferdinand Holthausen/Karl Bartsch: Über den Tanz, in: Germania 30 (1885), S. 193-202, hier S. 200f. Commons. Niederdeutscher E-Text nach der Edition Der große Seelentrost, hrsg. von Margarete Schmitt. Köln/Graz 1959, S. 70 Digitalisat LWL: Projekt TITUS, Kapitel 3_4 Die Tänzer von Kölbecke. Inkunabeldrucke: Augsburg 1478, Bl. 44r (GW M41133) MDZ München mit weiteren Tanz-Exempeln im gleichen Abschnitt. Lokalisiert in Lübeck. Ausgabe Der Seelentrost, der große und der kleine Köln 1484, Bl. 33r (GW M41138) USB Köln. Ortsname hier: koylberge.
  • Johannes Herolt: Sermones de tempore (entstanden 1418). Speyer 1483, BSB-Ink H-196 - GW 12352, Sermo 37 De chorea mit weiteren Tanz-Exempeln: MDZ München. Weitere Inkunabel-Digitalisate: Gesamtkatalog der Wiegendrucke. Späte Ausgabe: Sermones discipuli de tempore et sanctis [...]. Mainz 1612, S. 212 Google
  • Speculum exemplorum. Straßburg 1490, BSB-Ink S-506 - GW M42954, Distinctio 4, Kapitel 46: MDZ München aus Vincenz von Beauvais. Das erstmal in Deventer 1481 gedruckte Werk wird häufig Johannes Busch († 1479/80) zugeschrieben (z.B. ISTC), was nach den Argumenten von Sape van der Woude: Johannes Busch. Edam 1947, S. 154-159 dbnl.nl schlüssig ist. Weitere Tanzexempel im Register: MDZ. Weitere Inkunabel-Digitalisate: Gesamtkatalog der Wiegendrucke. Der Jesuit Jean Major überarbeitete und erweiterte dieses Werk, das in seiner Bearbeitung als Magnum speculum exemplorum bekannt ist (Erstausgabe: Douai 1603). Er ordnete die Exempla alphabetisch nach Stoffen. Magnum speculum exemplorum ex plusquam octoginta auctoribus [...], Köln 1718, S. 105 Google, Exemplum I (von 12 zum Thema chorea)
  • Hartmann Schedel: Weltchronik. Nürnberg 1493, Bl. 187v: „ALs zu den zeitten kaiser heinrichs in eim dorff des Magdeburgischen bistthumbs ein briester in sant Mangen kirchen am heilligen weyhennacht abent mess hielt do fiengen xviii. man mit. xv. frawen auff dem selben kirchoff an zetantzen vnd hoh zesingen. die irreten den briester in seim ambt vnd wolten dauon nit lassen do fluchet ine der briester das sie ein gantz iar on vnderlaß also singende tantzen muesten. vnd die weil fiel weder taw noch regen auff sie. so wurden sie weder hungerig noch mueed. auch ire klaider vnd geschuehe nit geprechlich[.] Nach verscheynung des iars warden sie von dem ertzbischoff entledigt. ettlich starben alßpald. ettlich schlieffen drey nacht aneinander. ettlich zitterten ir lebtag.“ Lateinische Ausgabe (Nürnberg 1493): MDZ München
  • Deutschsprachige Aufzeichnung (1523) in einer Handschrift der Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium im damaligen Staatsarchiv Zerbst (heute in Dessau, Archivfindmittel) im Anschluss an eine lateinische Fassung des Otbert-Berichts, abgedruckt von Hermann Siebert: Das Tanzwunder zu Kölbigk und der Bernburger Heil'ge Christ. Festschrift [...]. Leipzig 1902, S. 6f. Internet Archive = Google-USA*
  • Wigand Gerstenberg: Hessische Landeschronik (bis 1515), in: Die Chroniken des Wigand Gerstenberg von Frankenberg. Bearb. von Hermann Diemar, Marburg 1909, S. 82 ULB Düsseldorf. Älterer Abdruck von Friedrich Christoph Schmincke: Monimenta Hassiaca [...]. Bd. 1, Kassel 1747, S. 88 Google, UB Marburg
  • Job Fincel: Wunderzeichen [...]. Jena 1556 MDZ München (nicht paginiert)
Tänzer zu Kölbigk aus Lycosthenes 1557
  • Konrad Lycosthenes: Prodigiorum ac ostentatorum chronicon. Basel 1557, S. 372f. BIUM nach Vincent. li. 26. cap. 10. ex Guellerino. Antoni. tom. 2. titulo. 16. cap. quarto. Mit Holzschnitt als Illustration. In der deutschen Übersetzung von Johannes Herold Wunderwerck oder Gottes unergründtliches Vorbilden [...]. Basel 1557, S. 358 Warburg Library, illustriert mit dem gleichen Holzschnitt.
  • Florian Daul: Der Tantz Teuffel, in: Theatrum diabolorum [...]. Frankfurt am Main 1575, Bl. 228v HAB Wolfenbüttel nach Sebastian Münster: Cosmographia und Cyriakus Spangenberg (dessen Brautpredigt anschließend wiedergegeben wird, die Tanz-Exempel Bl. 232v). Erstausgabe des Tantzteuffels Frankfurt 1567, Bl. 82r (VD 16 D 305) MDZ München.
  • Andreas Hondorff: Theatrum Historicum Sive Promtuarium Illustrium Exemplorum. Frankfurt 1598, S. 200 UB Mannheim nach Sebastian Franck, Job Fincel und Albert Krantz
  • Johann Bange: Newe Cronick [...]. Mühlhausen 1600 (VD16 B 283), Bl. 39r-v MDZ München
  • Johann Becherer: Newe Thüringische Chronica [...]. Mühlhausen 1601, S. 193f. ULB Halle
Tänzer zu Kölbigk aus Gottfried 1674
  • Johann Ludwig Gottfried: Historische Chronica oder Beschreibung der Fürnemsten Geschichten, so sich von Anfang der Welt biß auff das Jahr Christi 1619. zugetragen [...]. Frankfurt am Main 1674, S. 505f. ULB Düsseldorf. Mit Kupferstich (Matthäus Merian oder Werkstatt?) als Illustration. Die Erstausgabe erschien 1630.
  • Wolfgang Eder: Die Andere Welt [...]. München 1694, S. 384 Google im Kontext anderer Tanz-Exempla.
  • Johann Georg Leuckfeldt: Antiquitates Halberstadenses, oder Historische Beschreibung [...]. Wolfenbüttel 1714, S. 329f. Google
  • José de Barcia y Zambrana: Christ-eyfriger Seelen-Wecker Oder Lehrreiche Predigen [...]. Bd. 1, Augsburg/Dillingen 1715, S. 808 Google nach Vinzenz, Kranz, Trithemius. Ortsname: Colbruck
  • Gottfried Taubert: Rechtschaffener Tantzmeister [...]. Leipzig 1717, S. 71 Google. Ortsname: Colbeck, anitzo Tanz-Stät genannt
  • Ignaz Ertl: Sonn- und Feyer-Tägliches Tolle lege [...] Dominical-Theil [...]. Nürnberg 1721, S. 800f. ULB Düsseldorf nach Krantz, Trithemius und Geneb., wiederabgedruckt von Moser-Rath: Predigtmärlein, S. 292f. Nr. 143. Geneb.: Gilbert Genebrard: [...] Chronographiae Libri Quatuor [...]. Paris 1584-1585, Buch 4, S. 577 UB Valencia nach Vincentius Bellovacensis und Krantz (lib. 4, cap. 33)
  • Johann Prambhofer: Joseph Vice-König in Egypten und Königlicher Tugend-Spiegel [...]. München 1724, S. 827f. MDZ München nach Geistlicher Lust- Oder Histori-Garten Part. 2. c. 14. Exemp. 2
  • Andreas Lazarus von Imhof: Neu-Eröffneter Historien-Saal [...]. Bd. 2, Basel 1736, S. 118 Google
  • Willibald Kobolt: Schertz und Ernst beysammen [...]. Augsburg 1747, S. 49-53 Commons nach Joan. Trithemius, und Albertus Cranzius bei dem eruditen Stengelio de Jud. Divin. Tom. 2. c. 54
  • Petrus Obladen: Des ehrwürdigen Vatters Liborius Siniscalci Zartes Geheimnuß der Menschwerdung Jesu Christi [...]. Augsburg/Innsbruck 1752, S. 380f. Google nach Trithemius, Bellovacensis, Genebrardus, und andere
  • Georg Wilhelm Friederich Beneken: Teuto, oder, Urnamen der Deutschen. Erlangen 1816, S. 277f. Google
  • Widar Ziehnert: Der lange Tanz von Kolbeck bei Magdeburg (Gedicht), in: Preußens Volkssagen: Mährchen und Legenden, als Balladen, Romanzen und Erzählungen. Band 1, Leipzig 1839. S. 72-76 Nr. 8 Google
  • Heinrich Künzel: Der Weihnachtsreigen (Gedicht), in: Karl Gödeke: Deutschlands Dichter von 1813 bis 1843. Hannover 1844, S. 79f. Nr. 169 Google, zuvor in: Rheinisches Odeon 2 (1838), S. 223-226 Google
  • Friedrich Stahmann: Der Tanzplatz bei Kölbick (Gedicht), in: Friedrich Stahmann/Ludwig Züllich: Anhalt's Sagen, Märchen und Legenden. Bernburg 1844, S. 83-85 mit Kommentar S. 85-87 Google

Die mögliche Vorlage: Eligius-Legende[Bearbeiten]

Bischof Eligius zwingt Tänzer, die am Petrustag nicht vom Tanz ablassen wollen, ein ganzes Jahr weiterzutanzen. Lokalisiert in der Nähe von Noyon.

  • Lateinische Quelle: Vita Eligii Kapitel II, 20 (wohl 1. Hälfte 8. Jahrhundert), hrsg. von Bruno Krusch, Monumenta Germaniae Historica, Scriptores rerum Merovingicarum. Bd. 4,2 (1902), S. 711f. dMGH
  • Die bestraften Tänzer, in: Ludwig Mehler: Der Katholik bei den Gnadenquellen [...]. 3. Auflage, Regensburg 1851, S. 122-124 Google.

Die Tänzer von Dannstedt[Bearbeiten]

Die Kölbigker Erzählung in Danstedt bei Wernigerode lokalisiert (abgeleitet aus dem Ortsnamen, der eigentlich Tanzstedt heißen müsse). Erstmals 1702 bei Reimmann, siehe Schröder S. 155.

  • Johann Georg Leuckfeldt: Antiquitates Halberstadenses, oder Historische Beschreibung [...]. Wolfenbüttel 1714, S. 329 Google nach Reimmann

Die Gotteslästerer von Körbecke[Bearbeiten]

Die Kölbigker Erzählung wurde aufgrund der Lesart bei Bernard Witte von Temme in Körbecke bei Soest lokalisiert (Schröder S. 111).

  • Die Gotteslästerer in Körbecke, in: H. Stahl (= Jodocus Donatus Hubertus Temme): Westphälische Sagen und Geschichten. Elberfeld 1831, S. 103f. Google nach Bernard Witte: Historia antiquae occidentalis Saxoniae seu nunc Westphaliae. Münster 1778, S. 239f. Google: in villa Colbecke (geschrieben um 1517)
  • Die Gotteslästerer zu Körbecke in Westphalen, in: Moritz von Bentheim-Tecklenburg-Rheda: Lyrische Gedichte. Würzburg 1856, S. 167-170 Google
  • Die Gotteslästerer in Körbecke, in: Westfälische Sagen, hrsg. von Heinz Rölleke. Düsseldorf/Köln 1981, S. 365f. Nr. 317 nach Stahl 1831 ohne Hinweis auf die Verwechslung mit Kölbigk

Die Tänzer von Kolin[Bearbeiten]

Sechs Paare hören im Neuwirtshaus bei dem Dorf Kolin nicht auf den Wirt, der sie ermahnt, nicht in den Adventsanfang hineinzutanzen. Sie gehen nach Anrufung des Teufels nach draußen, wo ihnen feuerrote Geiger aufspielen. Die Paare können nicht aufhören zu tanzen, bis nach acht Tagen alle tot sind.

Lokalisiert bei dem Dorf Starý Kolín (Alt-Kolin) in Böhmen: Kolin im Dorfe.

  • Lied ohne Titel in: Böhmische Granaten. Czechische Volkslieder, übertragen von Heinrich Waldau. Bd. 2, Prag 1860, S. 208f. Nr. 298 Google

Die Tänzer auf der Brücke[Bearbeiten]

Tänzer unterbrechen ihren Tanz auf einer Brücke nicht, als ein Priester mit dem Sakrament vorübergeht. Die Brücke stürzt ein, alle ertrinken.

In der ältesten Überlieferung in Maastricht lokalisiert.

Alle Zeugnisse scheinen auf die handschriftlich weit verbreiteten und häufig genutzte lateinische Weltchronik Flores temporum zurückzugehen.

Möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit einem Exempel des Thomas von Cantimpré: Es soll bei Laon eine Brücke unter Tänzern eingestürzt sein (aus der Datenbank Thesaurus Exemplorum Medii Aevi: Bonum universale de apibus [ed. Douai, 1627], 2, 49, 14. Résumé :Un pont s'écroule sous les pas et les sauts de danseurs qui meurent noyés. Traduction :H. Platelle, Les exemples du Livre des abeilles, Turnhout, 1997, n° 167, p. 208.). In der Ausgabe Köln um 1473 des Bonum universale de proprietatibus apum in Buch 2, Kapitel 48 USB Köln. Als deutsches Exemplum bei Wolfgang Eder: Die Andere Welt [...]. München 1694, S. 386 Google: „Zu Laudun brache eine starcke Brucken vnder den Füssen der Dantzenden / ersäuffete selbe sammentlich / vnnd sandte sie auß dem Wasser in das Höllische Feur“.

  • Flores temporum zu 1278 (Latein), in: Monumenta Germaniae historica. Scriptores Bd. 24, S. 241 MDZ München. Bessere Überlieferung in der Ausgabe von Johann Gerhard Meuschen: Hermanni Gygantis [...] Flores temporum [...]. Leiden 1743, S. 131 Google: in Trajecto superiori, in ponte super Mosam, desgleichen bei Johann Georg von Eckhart: Corpus historicorum medii aevi [...]. Bd. 1, Leipzig 1723, Sp. 1632 Google. In der Handschrift München, Staatsbibliothek, Clm 14281 MDZ München (Foliierung fehlt weitgehend im Digitalisat) von 1415 liegt die Textstufe 3, Redaktion C, Typ b bis Clemens V. vor (Heike Johanna Mierau u.a.: Studien zur Überlieferung der Flores temporum. Hannover 1996, S. 61). Zu weiteren Handschriftendigitalisaten siehe Archivalia.
  • Hermann Korner: Chronica novella bei Johann Georg von Eckhart: Corpus historicorum medii aevi [...]. Bd. 2, Leipzig 1723, Sp. 927 Google secundum Wilhelmum
  • Weihenstephaner Chronik (um 1433 wohl in München entstanden) bei Sigrid Krämer: Die sogenannte Weihenstephaner Chronik. München 1972, S. 222 nach den Flores temporum.
  • Hartmann Schedel: Weltchronik. Nürnberg 1493, Bl. 217r: „DJeweil man zu Vtrich auf eyner pruogken ob der musel tantzet do wardt dz allerheilligst sacrament zu einem krancken allda fuergetragen. vnnd demselben sacrament von den tantzern kein zucht noch ere erbotten. darumb zerprache die prugk vnd fieln bey zwayhundert menschen in den fluss der musel vnd ertruncken darinn zu straff irer vergessung got schuldiger danckperkeit.“ Lateinische Ausgabe (Nürnberg 1493): MDZ München. Utrecht liegt nicht an der Mosel. Das wurde natürlich längst richtiggestellt, aber 2009 liest man von John Waller in der medizizinischen Fachzeitschrift The Lancet Volume 373, Issue 9664, S. 624-625, hier S. 624 doi10.1016/S0140-6736(09)60386-X, kostenpflichtig: 200 people are said to have danced impiously on a bridge over the Moselle River in Maastricht until it collapsed, drowning them all. Daran ist richtig, dass das Trajectum superior an der Mosa (Maas) der Flores temporum Maastricht ist und nicht Utrecht. Der Irrtum (Utrecht an der Mosel statt Maastricht an der Maas) wird seit Justus Friedrich Karl Hecker: Die Tanzwuth, eine Volkskrankheit im Mittelalter. Berlin 1832, S. 14 Google immer wieder abgeschrieben.
  • Sebastian Brant: Dat nye Schip van Narragonien [...] Rostock 1519 (VD 16 B 7077): Van dantzen. Niederdeutsche Übersetzung des Narrenschiffs, hrsg. von Carl Schröder. Schwerin 1892, Bl. 91v, Kapitel 61: Van dantzen. Internet Archive = Google-USA* = Commons im Anschluss an das Kölbigk-Exempel: to Traiecten vp der Mase
  • Konrad Lycosthenes: Prodigiorum ac ostentatorum chronicon. Basel 1557, S. 445 zu 1280 BIUM. In der deutschen Übersetzung von Johannes Herold Wunderwerck oder Gottes unergründtliches Vorbilden [...]. Basel 1557, S. 416 Warburg Library mit Ortsname Masiers.
  • Wilhelm Werner von Zimmern: Lateinisches Wundergeschichtenbuch (um 1570/75), Handschrift Hofbibliothek Sigmaringen, Hs. 64, Bl. 202r, siehe Stefan Georges: Graf Wilhelm Werner von Zimmern als Historiensammler: Die Wundergeschichtensammlung des neuentdeckten autographen Sigmaringer Codex' 64. masch. Magisterarbeit Freiburg i. Br. 1998/99, S. 51. Lokalisiert: Utrecht. Georges weist darauf hin, die gleiche Geschichte finde sich in anderer Fassung bei Konrad Lycosthenes.
  • Cyriakus Spangenberg: Ehespiegel. Straßburg 1578, Bl. 292r Google nach Hartmann Schedel
  • Wolfgang Eder: Die Andere Welt [...]. München 1694, S. 386 Google. Quelle: bey Crantzio (siehe zum übernächsten Eintrag)
  • Andreas Strobl: Geistliches Fisch-Netz [...]. Sulzbach 1695, Dominicale S. 77 MDZ München nach Cranzius apud Maximil. Sandaeum in Symbol. Mortis
  • José de Barcia y Zambrana: Christ-eyfriger Seelen-Wecker Oder Lehrreiche Predigen [...]. Bd. 1, Augsburg/Dillingen 1715, S. 808 Google nach Naucler
  • Ignaz Ertl: Sonn- und Feyer-Tägliches Tolle lege [...] Dominical-Theil [...]. Nürnberg 1721, S. 800 ULB Düsseldorf, wiederabgedruckt von Moser-Rath: Predigtmärlein, S. 292 Nr. 143 (vor dem Kölbigk-Exempel) nach Krantz, Metropolis l. 8 c. 39, also Albert Krantz: Ecclesiastica historia, sive metropolis. Basel 1548, S. 254 MDZ München
  • Ferdinand Philipp Grimm: Die Tantzenden auf der Brücke (handschriftliche Sammlung 1812/42), in: Der unbekannte Bruder Grimm. Deutsche Sagen von Ferdinand Philipp Grimm. Aus dem Nachlass hrsg. von Gerd Hoffmann/Heinz Rölleke. Düsseldorf/Köln 1979, S. 116f. Nr. 98 Seite auf Commons nach A. Tschudi helv. Chronik. 1 Bd. S. 187, also Aegidius Tschudi: Chronicon helveticum. Bd. 1. Basel 1734, S. 187 Google (in der Ausgabe von Bernhard Stettler Teil 3. Bern 1980, S. 35 e-helvetica). Zu Tschudis Bericht siehe Leo Zehnder: Volkskundliches in der älteren schweizerischen Chronistik. Basel 1976, S. 46*. Nach Tschudi kam nur ein einziger Mensch mit dem Leben davon.
  • Ebenezer Cobham Brewer: A dictionary of miracles. Philadelphia 1894, S. 494 Internet Archive = Google nach Father Giry, Discourse on the Fête du Très-saint Sacrement - das Buch von François Giry (1635-1688) ist vorhanden in der BN Paris.

Tänzer werden in Stein verwandelt[Bearbeiten]

Die Versteinerte Hochzeit (Noce de Pierre)[Bearbeiten]

Steinkreis "Danse des neuches" bei Landrethun-le-Nord

Eine Hochzeitsgesellschaft, die nicht zu tanzen aufhört, als ein Priester mit Sakrament vorübergeht, wird in Stein verwandelt.

Es handelt sich um seit dem 17. Jahrhundert bezeugte Folklore um vorgeschichtliche Steinsetzungen bzw. Megalithbauwerken (siehe Menefee). Siehe auch Schröder S. 157f. und Stieren.

  • M. Henry: Notice sur un Mallus ou Sanctuaire druidique, vulgairement nommé Les Danses, in: Mémoires de l'Académie Celtique 5 (1810), S. 321-338, hier S. 323 Google zur mündlichen Überlieferung: „Les uns attribuent l'origine de ce monument à la vengeance exercée par le Tout-puissant, contre une assemblée de noces, où l'on dansait tandis que le curé de la paroisse passait avec le Saint Sacrement qu'il allait administrer à quelque malade. Tous ces mécréans furent changés en pierres, pour servir d'exemple à la postérité.“ Englische Zusammenfassung (und weitere Überlieferungen) in: R. Perrot: On some groups of stones called dancers in northern Gaul and Brittany, in: Archaeologia Cambrensis 1858, S. 388-396 Google. Das Megalithdenkmal "Danse des neuches" liegt zwischen Landrethun-le-Nord und Ferques.
Exkurs: Die Versteinerte Hochzeit in der deutschsprachigen Überlieferung[Bearbeiten]
Steintanz von Boitin

"brautleute werden vielfach in steine verwandelt", Jacob Grimm: Deutsche Mythologie. 4. Auflage, Bd. 3, Berlin 1878 S. 158 mit Nachweisen Commons. Als versteinerte Hochzeitsgesellschaft werden natürliche Felsen, häufiger aber vorgeschichtliche Denkmale gedeutet. Als Motive für die Bestrafung begegnen überwiegend: a) Verfluchung durch einen früheren Partner, dem Braut oder Bräutigam die Treue nicht hält (Hans-Heiling-Typ), b) die Braut wird zur Heirat gezwungen.

Zur Steinverwandlung siehe auch: Pehl, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens 8 (1937), Sp. 419-427 sowie für die Deutung der Megalithgräber und Brautstein-Überlieferungen Claudia Liebers: Neolithische Megalithgräber in Volksglauben und Volksleben. Frankfurt am Main/Bern/New York 1986, S. 48-53

  • Georg Christian Friedrich Lisch: Friderico-Francisceum oder Grossherzogliche Alterthümersammlung [...]. Leipzig 1837, S. 164f. Google; Ludwig Giesebrecht: Archäologische Untersuchungen, in: Baltische Studien 12 (1846), S. 1-446, hier S. 115f., 126 Google Bauern tanzen bei einer Hochzeit auf Käsen und werden zu Stein verwandelt. Deutung des prähistorischen Boitiner Steintanzes. Er ist bereits 1765 als Stein-Dantz belegt, siehe Holtorf mit weiterer Literatur.
Visbeker Braut
  • Die Vißbecker Braut, in: Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands. Bd. 1, Leipzig 1859, S. 30-32 Nr. 32c Google mit ausführlichem mythologischem Kommentar und Angabe von Sagenparallelen. Die von den Eltern zur Heirat eines ungeliebten Bräutigams gezwungene Braut betet um Erlösung, worauf ein Unwetter sie, den Bräutigam und die ganze Hochzeitsgesellschaft in Stein verwandelt. Erklärt wird so die Entstehung der Großsteingräber Visbeker Braut und Bräutigam. Die Geschichte von der Visbeker Braut wurde von Pastor J. G. T. Lamprecht in seinem Gedicht Die steinerne Braut von Wildeshausen in Der Philosoph in der Lüneburger Heide 1801, S. 127-138 Commons (wieder abgedruckt von Claudia Liebers: Neolithische Megalithgräber in Volksglauben und Volksleben. Frankfurt am Main/Bern/New York 1986, S. 143-148) und nochmals in den Oldenburgischen Blättern vom 19. Oktober 1818, Nr. 42 publiziert; Wiederabdruck: Mittheilungen des Historischen Vereins zu Osnabrück 3 (1853), S. 42-49 Google. Ludwig Strackerjan beschrieb einen Besuch bei den Steinen in seinem Aufsatz Hünensteine im Oldenburgischen in der Gartenlaube 1879.

Die Nackttänzer zu Virchow[Bearbeiten]

14 Tänzer, die an Pfingsten nackt tanzen, werden zu Stein verwandelt.

Lokalisiert in Wierzchowo (ehemals Virchow) in Polen, wo ein vorgeschichtliches Denkmal (Labyrinth, Steingrab?) auf diese Weise gedeutet wurde. Bereits 1877 hatte Rudolf Virchow keine Erinnerung an den Steinkreis vorgefunden: Zeitschrift für Ethnologie 9 (1877), Verhandlungen S. 441f. Internet Archive.

Der Artikel Adamstänze im Handwörterbuch der Sage, hrsg. von Will-Erich Peuckert. 1. Lieferung, Göttingen 1961, Sp. 98 suggeriert, die Überlieferung von Adamstänzen gäbe es auch bei Eberswalde und Fürstenwalde, doch sagt davon die angegebene Quelle, die Zeitschrift für Ethnologie 9 (1877), Verhandlungen S. 470f. Internet Archive nichts.

  • Der Adamstanz bei Wirchow, in: Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 251f. Nr. 236 Google nach Bekmann Th. II, S. 362 (richtig: Bd. 1)
Die Nackttänzer bei Waidisch[Bearbeiten]

Männer und Frauen tanzen nackt in der Christnacht in der Kirche und hören nicht auf ein Vöglein, das sie mahnt ("Wenn ihr vom Tanzen aufhört nit, / Werd't ihr zur Hölle gehen mit."). Kirche und Tänzer versinken in einem See, der sich an der Stelle bildet. Lokalisiert: Waidischsee bei Waidisch in Kärnten (Beschreibung: Carinthia II, 1935).

  • Georg Graber: Sagen aus Kärnten, Graz 1941, S. 219 E-Text: Sagen.at; in der Ausgabe Leipzig 1914 Nr. 360.

Ähnlich: Entstehung des Wörthersees und des Tiroler Pillersees (siehe unten).

Die Nackttänzer bei Oberwolfach[Bearbeiten]

Die nackten Tänzer, in: Willi Keller: Sagen des Kinzigtales [...]. Oberkirch 1994, S. 111. Bei einem Fest tanzen die Leute nackt. Dorf und Schloss gehen unter. Lokalisiert: Oberwolfach.

Die versteinerten Tänzer bei Bergelau[Bearbeiten]

40 Hünen tanzen am Sonnabend entgegen dem Verbot ihrer Götter und werden in Stein verwandelt.

Lokalisiert in Bergelau in Westpreußen (heute: Czarnoszki in Polen) bei Schlochau als Deutung eines Steinkreises.

  • Die versteinerten Tänzer, in: Preußische Provinzial-Blätter 10 (1833), S. 98-100 Google nach dem 3. Jahresbericht

Die sieben Steine bei Preußlitz[Bearbeiten]

Während des Sonntagsgottesdienstes werden Leute von einem zum Tanz aufspielenden Mönch zum Tanz verführt. Sie werden in Steine verwandelt.

Deutung eines (heute zerstörten) Großsteingrabs in Preußlitz bei Bernburg, siehe strahlen.org.

Keine Tänzer, aber Verspottung des Sakraments: Die Steine bei Pumlow[Bearbeiten]

Ein Schweinehirt verspottet den vorbei ziehenden Priester mit Sakrament und wird mit seiner Herde in Stein verwandelt.

Lokalisiert in Pumlow, heute Pomianowo in Polen als Deutung eines Steinfelds.

Ähnlich: Ein Schweinehirt lügt und sagt, er wolle zu Stein werden, wenn er nicht die Wahrheit gesagt habe. Er und seine Herde werden versteinert.

Lokalisiert in Wurchow, heute Wierzchowo in Polen als Deutung eines Steinfelds.

  • Ludwig Giesebrecht: Archäologische Untersuchungen, in: Baltische Studien 12 (1846), S. 1-446, hier S. 88f. Google „Neue Pomm. Prov. Bl. B II. S. 300, 301. Bericht des Oberlandesgerichtskanzlisten Holk in Stettin v. 29. August 1827. in den Acten der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alterthumskunde. Der Verf. dieses Berichtes ist, seiner Angabe nach, aus dem Vorwerk Mühlenkamp bei Bublitz geboren, hörte schon als Kind, wie er sich ausdrückt, mit Grausen die Geschichte von der Verwandlung des Hirten und fand etwa 36 bis 38 Jahre, bevor er diese Nachricht aufschrieb, Gelegenheit, die Steingruppe mit eigenen Augen sorgsam zu betrachten.“

England: Die versteinerten Tänzer bei Bristol[Bearbeiten]

Tänzer mit Priester und Lautenspielern, die am Sonntag tanzen, werden in Stein verwandelt. Deutung von The Parson and Clerk bei Bristol.

  • Johann Georg Keysler: Antiquitates selectae septentrionales et celticae [...]. Hannover 1720, S. 11 Google

Weitere Sagen über frevelnde Tänzer[Bearbeiten]

Bestrafung durch Versinken, Entstehung eines Sees[Bearbeiten]

Wörthersee-Mandl
  • Ernst Meier: Der bodenlose See, in: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben. Bd. 1, Stuttgart 1852, S. 74 Google. Nonnen tanzen mit Buben und lieben sie. Während eines Gewitters trifft ein Blitz das Kloster, worauf es mit den Nonnen versinkt. Variante: Ein Wirtshaus, in dem sonntags getanzt wird, versinkt. Lokalisiert: Bodenloser See im Seewald zwischen Empfingen und Nordstetten. Siehe heilige-quellen.de.
  • Entstehung des Wörthersees: E-Text Sagen.at nach Graber 1940 (1914 Nr. 362): Frevler versammeln sich zu Tanz und Gelage am Osterabend. Populär ist heute das "Wörthersee-Mandl", das ein Fass öffnet, das die zuchtlose Stadt überschwemmt. (Die Sage wird auch im Wikipedia-Artikel zum See erzählt.)
  • Entstehung des Pillersees in Tirol: Sagen vom Pillersee, in: Johann Adolf Heyl: Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol. Brixen 1897, S. 93-95 Nr. 56 Internet Archive = Google-USA* = Internet Archive. Frevler spielen mit Butter Kegel und zwingen das Vieh zum Tanz. Nur die zum Mitwirken gezwungenen Spielmann und Sennerin können sich retten, während die anderen im Wasser versinken.
  • Vom Becksteiner Eichelsee, in: Weiße Schwarze Feurige. Neugesammelte Sagen aus dem Frankenland, hrsg. von Peter Assion. Karlsruhe 1972, S. 205f. Nr. 284 nach Aufzeichnung Oberlehrer Jäger, Beckstein für eine "Heimatmappe" (1959/65). Ein Gasthaus, in dem Tänzer in den Aschermittwoch hineintanzen, versinkt durch ein Unwetter in der Tiefe. Variante im Internet: pedi.de. Lokalisiert: Eichel- oder Echelsee zwischen Lauda und Beckstein.
  • Das versunkene Wirtshaus, in: Weiße Schwarze Feurige. Neugesammelte Sagen aus dem Frankenland, hrsg. von Peter Assion. Karlsruhe 1972, S. 207 Nr. 286 nach Zeitungsausschnitt ca. 1952. In einem Wirtshaus findet eine Tanzlustbarkeit an einem heiligen Festtag statt. Der benachbarte Neusesbach unterwühlt die Schenke, aber die Leute lassen sich dadurch nicht warnen. Das Wirtshaus stürzt in den Abgrund. Lokalisiert bei Igersheim an der Tauber.
  • Das versunkene Schloss, in: Willebald Ludwig Leeb: Sagen Niederösterreichs. Bd. 1, Wien 1892, S. 111f. Nr. 168 Internet Archive = Google-USA*. Auf einem Schloss wird in der Christnacht getanzt. Es versinkt und an seine Stelle tritt ein Teich. Lokalisiert: Auf dem Hagenstein östlich von Kilb.
  • Das untergegangene Gasthaus bei Goncz, in: Otto Knoop: Sagen und Erzählungen aus der Provinz Posen. Posen 1893, S. 72 Nr. 3 Internet Archive, Google-USA* nach dem Gymnasiasten M. von Chlapowski in Gnesen. Ein Bettler verflucht Tänzer in einem Gasthaus, die ihm ein Almosen verweigern. Sie können nicht mit dem Tanzen aufhören und müssen sich die Füße abtanzen. Das Gasthaus versinkt, an seiner Stelle liegt ein Teich. Lokalisiert: am Weg zwischen Popowo nach Goncz (Kreis Znin) im heutigen Polen.

Andere Strafen[Bearbeiten]

  • Tänzer versinken im gefrorenen Wolfgangssee. Johann Prambhofer: Joseph Vice-König in Egypten und Königlicher Tugend-Spiegel [...]. München 1724, S. 828 MDZ München, danach abgedruckt von Moser-Rath: Predigtmärlein S. 477f. (die eine etwas ältere kurze Erwähnung durch Johann Brinzing: Candelabri ... II, 1690, S. 46 anführt). Man zeigt am Wolfgangssee einen Ort, auf dem die Spielleute gestanden haben, die als einzige am Leben blieben, als junge Burschen unehrenhaft auf dem gefrorenen See tanzten, worauf das Eis einbrach und sie ertranken. Lokalisiert: heute am Hochzeitskreuz bei St. Gilgen, siehe salzburg.com, sagen.at (beidesmal Variante: nur das Brautpaar konnte sich retten). Zum Hochzeitskreuz: Gerlinde Haid/Thomas Hochradner: Lieder und Tänze um 1800 aus der Sonnleithner-Sammlung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Wien 2000, S. 52 (Spielleute, die vorsicherweise auf dem Felsen standen, stiften das Kreuz) mit weiteren Nachweisen, nach Lorenz Hübner: Beschreibung des Erzstiftes und Reichsfürstenthums Salzburg [...]. Bd. 1, Salzburg 1796, S. 281 Google (Abersee = Wolfgangssee); Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 40 (1900), S. 267-270 ANNO.
    • Freveln thut kein Gut. Die Erzählung wird von dem Barockliteraten Johann Beer († 1700) in seiner Autobiographie vom Attersee berichtet (er wurde in Sankt Georgen am Attersee geboren), siehe derattersee.at nach: Johann Beer: Sein Leben von ihm selbst erzählt. Hrsg. von Adolf Schmiedecke. Göttingen 1965, S. 122.
  • Die Mädchenversteigerung zu Birresborn, in: Johann Hubert Schmidt: Sitten und Sagen, Lieder, Sprüchwörter und Räthsel des Eifler Volkes. Bd. 2, Trier 1858, S. 141f. Google. Entgegen dem Gebot des Pfarrers wird nach der Mädchenversteigerung um die Kirche getanzt. Ein Knecht wirft dem Geistlichen einen Kegel an den Kopf, worauf dieser stirbt. Es folgen eine dreitägige Finsternis (als göttliche Strafe), ein bischöfliches Interdikt und der Entzug der Pfarrrechte. Lokalisiert: Birresborn bei Gerolstein.
  • Das Tanzvergnügen im Sengboden, in: Walliser Sagen. Bd. 2, Brig 1907, S. 117-119 Nr. 95 Internet Archive = Google-USA*. Auf dem Sengboden wird drei Tage und drei Nächte getanzt, wobei die Umstände nicht ganz geheuer sind. Der Sengboden ist verflucht, die Geister der Tänzer müssen bis zum Ende der Welt tanzen. Lokalisiert: Sengboden bei Saas-Fee.
  • Bestrafter Frevel, in: Weiße Schwarze Feurige. Neugesammelte Sagen aus dem Frankenland, hrsg. von Peter Assion. Karlsruhe 1972, S. 172 Nr. 204 nach Aufzeichnung von Oberlehrer Brecht, Oberwittstadt (Sagenwettbewerb 1970). Eine hässliche Bucklige findet bei einem Tanz keinen Partner und tanzt stattdessen mit dem Kruzifix. Sie muss mit ihm so lang tanzen, bis sie tot zu Boden sinkt. Lokalisiert: "Wittschter Schlössle" auf dem Kürlesberg bei Oberwittstadt.

Ursprung des Tarantismus[Bearbeiten]

Tarantel und Tarantella bei Athanasius Kircher

Tänzer verweigern dem Priester auf dem Versehgang die Ehre. Seither gibt es den Tarantismus (siehe Tarantel) in Süditalien. Des Herrn von Blainville Reisebeschreibung besonders durch Italien [...]. Übersetzt von Johann Tobias Köhler, Bd. 3/2, Lemgo 1765, S. 463 Google: „Jouvin de Rochefort macht die lächerliche Erzählung, daß die Einwohner zu Tarento nur alleine von diesen Spinnen zur Strafe gebissen würden, weil sie einsmals zu tanzen nicht aufhören wolten, als das heil. Sacrament vor ihnen vorbeygetragen worden“. Le voyageur d'Europe von Albert Jouvin de Rochefort erschien 1672-1676, die Stelle steht in Voyage d'Italie et de Malthe. Paris ca. 1672, S. 572 Google. Auf den Fluch des betreffenden Priesters führt den Tarantismus zurück eine Überlieferung, zitiert im Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens 6 (1935), Sp. 686 mit Quellenangabe Buch vom Aberglauben 181. Dieses Buch vom Aberglauben wurde von Heinrich Ludwig Fischer (siehe ADB) verfasst. In seiner Naturgeschichte und Naturlehre zur Dämpfung des Aberglaubens. Hamburg/Kiel 1793, S. 103f. GDZ Göttingen findet sich die Herleitung jedenfalls.

Erzählungen über Missachtung des Sakraments bei einem Versehgang[Bearbeiten]

In der Fastnacht[Bearbeiten]

  • Der Drapoling um Altdorf, in: Alois Lütolf: Sagen, Bräuche und Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug. Luzern 1865, S. 161f. Nr. 99 Google. Masken erweisen dem Priester auf dem Versehgang die Ehre, indem sie die Masken abnehmen und niederknien. Nur der Drapoling (Maske in Schellenkleidern) flieht, wobei er sein Händeklatschen fortsetzt. Er wird nur noch als Gespenst gesehen. Lokalisiert in Altdorf, Uri. Varianten: Der Drapoling von Amsteg, in: Josef Müller: Sagen und Schwänke aus Uri [II]. In: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 16 (1912), S. 129-164, hier S. 155 e-periodica; nach der Ausgabe Josef Müller: Sagen aus Uri. Bd. 2, Basel 1929, S. 217 Nr. 823 bei zeno.org (erweitert). Masken erweisen dem Priester auf dem Versehgang die Ehre, indem sie die Masken abnehmen und niederknien. Nur der Drapoling flieht und versteckt sich im nahen Gädemli. Er wird nie mehr gesehen, im Gädemli ist es nicht geheuer. Lokalisiert: Amsteg im Kanton Uri. Der Drapoling von Hartolfingen, siehe Josef Müller: Sagen aus Uri. Bd. 2, Basel 1929, S. 217f. Nr. 824 zeno.org, nach handschriftlicher Aufzeichnung von Dr. Franz Lusser ca. 1835: "seine Geschichte ist so ziemlich die nämliche wie jene vom Drapoling von Amsteg". Lokalisiert: Hartolfingen bei Bürglen, Uri. Der Drapoling von Erstfeld (ebenda S. 218 Nr. 824 nach Fridolin Fischer): Er verspottet den Priester, kann seine Maske aber nicht mehr entfernen und verbrennt später in seinem Häuschen. Lokalisiert: Erstfeld, Uri. Zu heutigen Drapoling-Masken siehe zueri-fasnacht.ch.
  • Der bestrafte Bartl, in: Georg Graber: Sagen aus Kärnten. Graz 1941 E-Text sagen.at. Ein als "Bartl" verkleideter Bauer begegnet am "Spitzbartlabend" (5. Januar) dem Pfarrer mit dem Allerheiligsten. Er will nicht niederknien, sondern läuft davon, wird aber vom Teufel geholt. Aus dem Gurktal.

Spieler[Bearbeiten]

  • Colmarer Dominikanerchronist: Historiae memorabiles (um 1300) im lateinischen Wundergeschichtenbuch des Wilhelm Werner von Zimmern, Hofbibliothek Sigmaringen, Hs. 64, Bl. 136v-137r (um 1570/75): "Als im Jahr 1298 in Colmar ein alter und ein junger Mann auf einer Straße Ball spielen, kommt ein Kirchendiener vorbei, der unter Kerzenlicht und Glockengeläut eine geweihte Hostie zu einem Kranken trägt. Während der Alte sich ehrfürchtig verneigt, spielt der Junge weiter und erklärt, er wisse nicht, was er mit Gott zu schaffen habe. Noch im selben Moment verdorren seine Hände und Füße und er bleibt sein Leben lang ein Krüppel" (Zitat aus: Stefan Georges: Graf Wilhelm Werner von Zimmern als Historiensammler: Die Wundergeschichtensammlung des neuentdeckten autographen Sigmaringer Codex' 64. masch. Magisterarbeit Freiburg i. Br. 1998/99, S. 40). Lokalisiert: Colmar.

Spötter rufen einen Priester, um ein Schwein zu versehen[Bearbeiten]

Sekundärliteratur[Bearbeiten]

  • Edward Schröder: Die Tänzer von Kölbigk. Ein Mirakel des 11. Jahrhunderts, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 17 (1896) S. 94-164, hier S. 158f. Internet Archive
  • Alfred Martin: Geschichte der Tanzkrankheit in Deutschland. In: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 24 (1914), S. 113-134, 225-239 HU Berlin, Michigan-USA*
  • Gerhard Heilfurth: Bergbau und Bergmann in der deutschsprachigen Sagenüberlieferung Mitteleuropas. Bd. I: Quellen. Marburg 1967, S. 629-633
  • Samuel Pyeatt Menefee: The 'Merry Maidens' and the 'Noce de Pierre', in: Folklore 85 (1974), S. 23-42
  • Hermann Rambach: Vom Wahrheitsgehalt Elztäler Volkssagen. In: Schau-ins-Land 101 (1982), S. 107-149 UB Freiburg
  • Derselbe: Exemplarische Geschichten. München 1987, S. 199f. ALO
  • Alessandro Arcangeli: Dance and Punishment, in: Dance Research. The Journal of the Society for Dance Research 10 (1992), S. 30-42 (mittelalterliche Exempla zum Thema Tanz)
  • Tzotcho Boiadjiev: Die Nacht im Mittelalter. Würzburg 2003, S. 298-300 (Exempla zu nächtlichen Tänzen)
  • Gerd Schwerhoff: Gott und die Welt herausfordern. Theologische Konstruktion, rechtliche Bekämpfung und soziale Praxis der Blasphemie vom 13. bis zum Beginn des 17. Jahrhundert. Habilitationsschrift Bielefeld, Fassung von 2004, S. 207 Deutsche Nationalbibliothek
  • Harald Kleinschmidt: The Transformation of Perception in the Early Eleventh Century: Dance Historical Records from the Village of Kölbigk in East Saxony, in: Derselbe: Perception and Action in Medieval Europe. Woodbridge u.a. 2005, S. 42-56
  • Julia Zimmermann: Teufelsreigen - Engelstänze. Frankfurt am Main u.a. 2007, S. 85f., 278-287 (Exempla, Tanzwut)
  • Ingo Schneider: Tanz, in: Enzyklopädie des Märchens 13 Lief. 1 (2008), Sp. 189-196
  • Hans-Jörg Uther: Deutscher Märchenkatalog. Münster/New York 2015, S. 195 Nr. 779E. Auszug Google
  • Andreas Haasis-Berner: »Gold und Silber lieb' ich sehr...« Die Geschichte des Bergbaus rund um den Kandel (Elz-, Glotter-, Simonswälder- und Brettenbachtal). Hier: Die Sage vom Untergang des Suggentales. Ohne Datum UFG Freiburg