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Seminar für malaysische Lehrer Erkenne deine schwulen Schüler

Lehrer in Malaysia werden derzeit darin geschult, die sexuelle Orientierung ihrer Schüler mit bloßem Auge zu erkennen. Anzeichen fürs Schwulsein sollen kleine Besonderheiten im Kleidungsstil der Jugendlichen liefern.
Schulkinder in Malaysia: Na, ist das etwa ein V-Ausschnitt?

Schulkinder in Malaysia: Na, ist das etwa ein V-Ausschnitt?

Foto: © Bazuki Muhammad / Reuters/ REUTERS

Der südostasiatische Staat Malaysia erhöht erneut den Druck auf nicht heterosexuelle Bürger: In Seminaren lernen Lehrer und Eltern derzeit, wie sie bei Kindern Anzeichen fürs Schwul- oder Lesbischsein erkennen können.

In zehn Seminaren habe die malaysische Lehrervereinigung bislang über Erkennungszeichen für schwule oder lesbische Kleidungsstile und Verhaltensweisen informiert, meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Bei einer Veranstaltung am Mittwoch seien 1500 Erwachsene unterrichtet worden, sagte ein Sprecher der Lehrervereinigung. Das Bildungsministerium bestätigte, dass die Kampagne im staatlichen Auftrag durchgeführt wird.

Die Erkennungsmerkmale, die in den Seminaren vorgestellt wurden, sind so vage wie absurd: Trägt ein Junge einen V-Ausschnitt? Hat er muskulöse Oberarme, die er gerne zeigt? Bevorzugt er enge Kleidung in hellen Farben? Auch für Mädchen gibt es Indikatoren, an denen eine lesbische Orientierung erkennbar sein soll: Sie fühlten sich demnach weniger zu Männern hingezogen und übernachteten gerne bei Freundinnen.

Anti-Schwulen-Seminar als "interreligiöse Veranstaltung"

Homosexualität ist im mehrheitlich muslimischen Malaysia ein Tabuthema, Sex unter Männern ist strafbar, darauf steht bis zu 20 Jahren Haft. Jugendlichen gilt das besondere Augenmerk malaysischer Sittenwächter: Im vergangenen Jahr steckte ein Lehrer, dem seine Schüler nicht männlich genug erschienen, rund 57 von ihnen zur "Charakterbildung" in ein Abhärtungslager. Die vermeintlich schwulen Jugendlichen mussten an militärischen Geländespielen teilnehmen und Moscheen besuchen.

Die aktuelle Kampagne gegen homosexuelle Schüler sei eine "interreligiöse und interkulturelle Veranstaltung", sagte der Sprecher der Lehrervereinigung der Agentur Reuters. Schließlich lehnten "alle Religionen diese Art von Verhalten ab".

cht/Reuters