Politik

Institute: Mögliches Gesundheitsrisiko EU prüfte Genmais mangelhaft

(Foto: picture alliance / dpa)

Fast unbemerkt gibt die EU-Kommission einem Antrag des Agrarkonzerns Monsanto statt - und öffnet damit das Tor für eine weitere Sorte von gentechnisch verändertem Mais. Die Sorte darf in Lebensmitteln und bei der Fütterung von Tieren verwendet werden. Das Problem: Die Züchtung wurde offenbar nicht ausreichend getestet und könnte gesundheitsschädlich sein.

Die Zulassung einer weiteren gentechnisch veränderten Maissorte in der Europäischen Union unter anderem für die Lebensmittelproduktion stößt auf Kritik. Das Münchener Institut Testbiotech forderte die EU-Kommission in einer Erklärung auf, die Zulassung der Maissorte zu überprüfen. Mögliche Gesundheitsrisiken durch den Mais des Unternehmens Monsanto seien nicht ausreichend geklärt worden. "Wir haben uns juristisch beraten lassen. Wenn möglich, werden wir bis vor den Europäischen Gerichtshof ziehen", so Testbiotech-Geschäftsführer Christoph Then auf Nachfrage von n-tv.de.

"Völlig unbemerkt"

Die EU-Kommission hatte die Zulassung der Maissorte "MON 89034 × MON 88017" am 17. Juni im Amtsblatt der EU veröffentlicht - "völlig unbemerkt von der Öffentlichkeit", wie Testbiotech kritisierte. Der Mais darf demnach für die Produktion von Lebens- und Futtermitteln verwendet werden. Die EU-Kommission konnte die Entscheidung treffen, nachdem die EU-Mitgliedsländer sich Mitte März nicht auf eine g emeinsame Haltung über die Zulassung der Maissorte einigen konnten. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hatte die Erzeugnisse zuvor für unbedenklich erklärt. Auch Deutschland sprach sich für die Zulassung der Produkte aus.

Die Deutschland-Zentrale Monsantos befindet sich in Düsseldorf.

Die Deutschland-Zentrale Monsantos befindet sich in Düsseldorf.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

"Es handelt sich um einen Mais, der drei verschiedene Insektengifte produziert und zugleich gegen das Unkraut-Vernichtungsmittel Roundup resistent gemacht wurde", teilte Testbiotech mit. Der Mais produziert demnach ein künstliches Insektengift, das aus mehreren natürlicherweise vorkommenden Insektengiften zusammengesetzt wurde. "Seine Risikobewertung ist deswegen besonders problematisch, insbesondere weil dieses Gift in Kombination mit anderen Insektengiften in einer Pflanze produziert wird."

Gesundheitsrisiko unbekannt

Die Lebensmittelsicherheitsbehörde habe darauf verzichtet, durch Fütterungsversuche den Mais auf mögliche Gesundheitsrisiken zu überprüfen, bemängelte Testbiotech. Gemeinsam mit der Organisation Genewatch UK reichte das Münchner Institut nach eigenen Angaben einen Antrag bei der EU-Kommission ein, um die Zulassung der Maissorte überprüfen zu lassen.

"Hier wurde offensichtlich etwas übersehen", sagte Then. "Die EU-Kommission hat den Empfang der Beschwerde bestätigt. Jetzt muss sie entscheiden, ob sie die Sorte überprüfen lässt". Erfahrungswerte mit der Dauer des Verfahrens gebe es nicht, da die Zulassung durch die EFSA bereits erfolgt sei. Ein Widerruf der Zulassung sei unwahrscheinlich, so Then.

Quelle: ntv.de, rpe/AFP

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