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Silvio Berlusconi: Cavaliere als Phantom

Foto: GIAMPIERO SPOSITO/ REUTERS

Anschlag in Mailand Attentäter entschuldigt sich bei Berlusconi

Nach seiner Wurfattacke auf den italienischen Ministerpräsidenten hat sich der Täter bei dem verletzten Berlusconi entschuldigt. Er bedaure seine "feige und unkontrollierte Tat", hieß es in einem Brief. Der Regierungschef hatte sich einem Sprecher zufolge vor dem Angriff bedroht gefühlt.

Rom - Einen Tag nach dem Angriff auf Silvio Berlusconi hat sich der mutmaßliche Angreifer bei dem italienischen Ministerpräsidenten entschuldigt. In einem Brief an den Regierungschef habe der 42-jährige Massimo Tartaglia sein "tief empfundenes" Bedauern über "die feige und unbedachte Tat" zum Ausdruck gebracht, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA am Montagabend.

Der Mann hatte dem Regierungschef am Sonntag bei einer Wahlveranstaltung in Mailand eine Souvenir-Nachbildung des Mailänder Doms ins Gesicht geworfen. Dabei erlitt der 73-jährige Premier Platzwunden an der Lippe und einen Bruch der Nasenscheidewand, außerdem wurden zwei Vorderzähne beschädigt.

Der Angreifer wurde festgenommen. Er ist laut Polizei nicht vorbestraft, habe aber in der Vergangenheit psychische Probleme gehabt. Nach Angaben seines Vaters ist er seit Jahren seelisch labil.

Berlusconis Sprecher Paolo Bonaiuti sagte unterdessen, der Ministerpräsident habe sich noch auf der Fahrt zu der Wahlveranstaltung am Sonntag besorgt über ein Klima des Hasses geäußert. "Er sagte mir: 'Wissen Sie, dieses Klima des Hasses und der Spannung macht mir wirklich Sorgen. Denken Sie nicht, dass mir etwas zustoßen könnte?'" Der italienische Regierungschef ist wegen eines Sexskandals und diverser Korruptionsanklagen in Bedrängnis. Das politische Klima in Italien ist vergiftet, wozu auch Berlusconis teils geschmacklose Angriffe auf politische Gegner beigetragen haben.

Berlusconi liegt nach wie vor in einem Krankenhaus und wurde mit Antibiotika und Schmerzmitteln behandelt, eine Operation war nach Angaben der Ärzte aber nicht erforderlich. Als erste Folge des Attentats sollen nun die Sicherheitsvorkehrungen für Berlusconi verschärft werden.

Nach dem Anschlag auf den Premier waren viele Sympathien auf Berlusconis Seite. Am Montag hatten die meisten Zeitungen flammende Appelle gegen die Gewalt in Politik und Gesellschaft veröffentlicht. Selbst "La Repubblica", die Speerspitze im Kampf gegen Berlusconi, hatte geschrieben, "Freunde und Feinde" müssten "Solidarität" mit dem Ministerpräsidenten zeigen, da "nichts weniger als die Freiheit" auf dem Spiel stehe. Die größte Oppositionspartei PD (Demokratische Partei) machte jedoch deutlich, dass sie zwar mit dem Premier solidarisch sei, aber auch dieser unter denen sei, die das schlechte Klima mit aufgebaut hätten.

siu/AP/dpa