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Emirat in Finanznöten Abu Dhabi will Dubai-Krise dämpfen

Es ist eine Nachbarschaftshilfe unter arabischen Emiraten: Abu Dhabi hat dem in Zahlungsnöte geratenen Dubai Unterstützung zugesichert. Einen Blankoscheck werde es aber nicht geben. Auch deutsche Unternehmen fürchten die Folgen der Schuldenkrise am Persischen Golf.
Dubai: Die Dauerbaustelle ist ein wichtiger Markt für deutsche Unternehmen

Dubai: Die Dauerbaustelle ist ein wichtiger Markt für deutsche Unternehmen

Foto: STEVE CRISP/ REUTERS

Abu Dhabi - Das arabische Emirat Abu Dhabi hat dem hochverschuldeten Nachbarn Dubai am Samstag Hilfe zugesichert, allerdings keine umfassende Rettung versprochen. Die Hilfe werde von Fall zu Fall gewährt, sagte ein Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur Reuters. "Abu Dhabi wird sich die Firmen heraussuchen und auswählen, denen es helfen wird." Abu Dhabi ist wie Dubai Teil der Vereinigten Arabischen Emirate.

In der Finanzkrise hatte sich die Regierung von Dubai lange bemüht, seine Probleme geheim zu halten. Am Mittwoch bat die Regierung des Emirats jedoch die Gläubiger der Gesellschaft Dubai World um einen Aufschub bei der Rückzahlung von Krediten. Dubai World ist mit rund 59 Milliarden Dollar verschuldet - das sind rund drei Viertel der Verbindlichkeiten des Emirats. Die Zahlungsschwierigkeiten haben Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft.

Abu Dhabi hat seinen Nachbarn bereits mit umgerechnet zehn Milliarden Euro über die Zentralbank der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und zwei private Banken indirekt unterstützt. Die VAE-Zentralbank beobachte die Entwicklung in Dubai genau, um die nationale Wirtschaft vor Schäden zu schützen, sagte ein Sprecher der Notenbank.

Krise trifft auch deutsche Unternehmen

Die Zahlungsnöte von Dubai treffen auch deutsche Unternehmen. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben, sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Das werden wir beim Auftragseingang deutlich merken. Viele Unternehmen werden betroffen sein." Die "Dauerbaustelle Dubai" sei über viele Jahre ein wichtiger Markt gewesen für jeden, "der Produkte und Leistungen rund ums Bauen liefert - von der Bohrmaschine über Bagger bis zu Armaturen und Fenstern".

DIHK-Geschäftsführer Wansleben fürchtet nun außerdem einen psychologischen Effekt der Schuldenkrise. "In der aktuellen labilen Situation ist jeder Rückschlag gefährlich. Vor diesem Hintergrund ist Dubai durchaus ein Schlag ins Kontor." Nachhaltige Auswirkungen auf die Konjunktur erwarte er zwar nicht. Ein "nach wie vor instabiler Finanzmarkt" werde aber "hart getroffen, wenn ein Staatsunternehmen mit rund 60 Milliarden Schulden wankt und das zusammentrifft mit anderen Faktoren der Unsicherheit".

Auswirkungen auf US-Börse ungewiss

Auch die Wall Street blickt angespannt nach Dubai: Wenn sich die Finanzprobleme des einstigen Boom-Emirats verschlimmern, werden sich nach Einschätzung von Aktienhändlern die schmerzhaften Verluste vom Freitag durch die gesamte Woche ziehen. Die Bitte um Zahlungsaufschub für zwei Staatskonzerne in Dubai führte den Anlegern vor Augen, dass die Erholung der Weltwirtschaft weitaus holpriger werden könnte als erhofft. Der Dubai-Schreck weckte bei vielen Marktteilnehmern Erinnerungen an die Subprime-Krise, die das weltweite Finanzsystem in seinen Grundfesten erschütterte.

Zum Handelsschluss am Freitag ebbten die Schockwellen an der Wall Street zwar etwas ab, doch noch immer ist unklar, wie groß das Engagement von US-Banken in dem Emirat ist. "Die Fortsetzung des Aufwärtstrends am Markt hängt zu einem großen Teil davon ab, ob sich die Dubai-Ängste mit Sorgen über die Gesundheit der Finanzmärkte vermischen", sagte der Händler Michael James von Wedbush Morgan. "Bislang sieht es auf dem US-Markt so aus, als ob dies gelassen hingenommen wurde."

Der Dezember ist traditionell einer der besten Monate für den Aktienmarkt. Doch Pessimisten sehen den Markt nach seinem monatelangen Aufwärtstrend in einem gefährdeteren Zustand als im März. Optimisten hingegen argumentieren, bis zum Jahresende werde es keinen Ausverkauf geben. Es gebe immer noch Investoren, die die fallenden Kurse für Zukäufe nutzen würden.

cte/Reuters/AFP