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Netzwelt-Ticker Die Mär vom unknackbaren Ausweis

Einem britischen Hacker ist es gelungen, den als unknackbar eingeführten E-Pass binnen weniger Minuten zu knacken. Außerdem: Tastatur mit Anschlagsdynamik, gefährlicher Internetbetrug, Offliner-Studie und Hologramme zum Anfassen. Das und mehr im Überblick.

Die Onlineredaktion der englischen Zeitung "The Daily Mail" schaute einem britischen Hacker über die Schultern, wie er binnen Minuten einen neuen, angeblich sicheren E-Pass knackte und mit neuen Informationen bestückte.

Eigentlich wollte das Vereinigte Königreich mit diesen Pässen in den nächsten Jahren für mehr Sicherheit im Land sorgen, zunächst nur ausländische Arbeiter sollen den Ausweis bei sich tragen: Ein in die Plastikkarte eingelassener Chip speichert Informationen über den Ausweisträger: Name, Geburtsdatum, körperliche Erscheinung, Fingerabdrücke ...

Doch genau diese Informationen hat der auf Hacking spezialisierte IT-Experte Adam Laurie jetzt erst auslesen, verändern und wieder auf den Chip aufspielen können. Wenn ein Polizist bei einer Personenkontrolle diesen manipulierten E-Pass elektronisch einsehen wollte, bekäme er diese Meldung zu Gesicht: "Ich bin ein Terrorist, erschießt mich bei Sichtkontakt."

Nur um das klar zu machen: Das ist britischer Humor.

Ein gefälschter E-Pass wäre das ideale Hilfsmittel für diverse Betrügereien - aber auch für Terroristen, vor denen sich zu schützen der E-Pass ja erst eingeführt wurde . "The Daily Mail" befindet: Diese Hacker-Demonstration sollte der letzte Nagel in den Sarg des 5,4-Milliarden-Pfund-Sicherheitsprogrammes der Regierung sein. Ein natürlich völlig übereilter Schluss: Datenschutzprobleme und der starke Verdacht der Manipulierbarkeit elektronisch auslesbarer Dokumente interessierten auch den deutschen Gesetzgeber in keiner Weise. In Deutschland gelang es einem Hacker bereits im Januar 2006, die Daten eines elektronischen Passes zu entschlüsseln.

Ausverkauf bei der "New York Times"

Selbst der wohl renommiertesten Tageszeitung der Welt steht in der aktuellen Medienkrise das Wasser bis zum Hals. Wie weiland die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA ihr Stadion verkaufte die "Times" im März 2009 Teile ihres Stammsitzes für 225 Millionen Dollar, um flüssig zu bleiben - und mietet seitdem Büros im ehemals eigenen Hause. Einen strikten Sparkurs fuhr der Verlag auch bei seinen Töchtern, namentlich der New England Media Group und ihrem Flaggschiff "Boston Globe".

Die Zeitungen mussten im letzten Jahr mächtig Federn lassen. Im Frühjahr drohte dem renommierten "Globe" (18 Pulitzerpreise) schon die Schließung, die "Times" verlangte Lohnkürzungen bei den Redakteuren. Das Desaster blieb zunächst aus, doch die Chemie zwischen den Häusern galt als gestört.

Jetzt wird klar, dass sie allzu lang nicht mehr miteinander auskommen müssen: Die "Times" plant, sich von der New England Media Group zu trennen. Der "Globe" und andere Zeitungen sollen verkauft werden.

Ob sich ein Käufer findet, bleibt abzuwarten. Investitionen in Zeitungen liegen derzeit nicht gerade im Trend.

pat

Tastatur mit Anschlagdynamik

Microsoft wagt das Unmögliche und versucht, die Computertastatur zu verbessern - mit anschlagsdynamischen Tasten. Jede Taste weiß in so einem System, wie stark der Adlersuchsystem-Zeigefinger auf sie einhackte und verhält sich dementsprechend.

Nur: Wie verhält sich eine Tastaturtaste dem Anschlag entsprechend? Bei einem Klavier ist die Antwort klar, aber bei Buchstaben? SeHEn TeXTE DAnn balD so AUs?

Das klingt wie eine ganz, ganz gute Idee. Laut Winfuture.de könnte die Technik dafür sorgen, dass Buchstaben automatisch groß geschrieben werden, wenn der Anwender stärker in die Tasten haut . Auch könnte sich das Schriftbild ändern oder Sondertasten könnten plötzlich ihre Funktionen wechseln: Unterschiedlicher Druck sagt etwa der "Entfernen"-Taste, ob sie einen Buchstaben, ein Wort oder einen ganzen Absatz löschen soll.

Das verspricht gerade bei Grobmotorikern sehr, sehr lustig zu werden und dürfte zu völlig neuen emotionalen Erlebnissen bei der Texteingabe führen: Da wird die fühlende Tastatur quasi zum auslösenden Element in einer Feedback-Schleife, an deren Ende ein schreiender, hysterisch heulender Büroarbeiter seine Texte mit geballter Faust ein-, bis die S******-Tastatur endlich den Geist aufgibt.

In Wirklichkeit ist so ein System also natürlich nur dazu geeignet, endlich eine Emotions-Kontrolle des Nutzern zu ermöglichen: Noch versuchen Entwicklerlabors mittels Kameras oder Hautfeuchtigkeitssensoren den Stressgrad des Nutzers zu ermitteln, künftig müssen halt die Tasten herhalten. So lange sie halten.

Offliner: älter, weiblich, nicht berufstätig

Heise.de hat sich die neue ARD/ZDF-Offlinestudie 2009 angeschaut : Fast ein Drittel (32,9 Prozent) der deutschen Bevölkerung sind nach Angaben der Verfasser Internet-abstinent. Darunter vor allem Frauen über 60: Zwei Drittel von ihnen seien nicht im Netz aktiv  (PDF-Datei, 1,8 MB). Offliner lassen sich aber nicht nur über Alter und Gender charakterisieren, sondern auch darüber, ob sie berufstätig sind oder nicht: Zwei Drittel der Nicht-Berufstätigen sind nicht im Netz. Freilich überschneidet sich diese Gruppe mit der der Älteren.

Interessant ist der Schluss, den die Studienautoren aus der recht hohen Anzahl der Internet-Abstinenten ziehen: Sie erkennen darin keine Unkenntnis, sondern eine aktive Verweigerung: "Viele der heutigen Offliner haben sich mit den Vor- und Nachteilen des Internets auseinandergesetzt." Kurz: Sie sehen keinen Mehrwert darin, ins Internet einzusteigen.

ARD und ZDF kennen sich da aus: Die beschriebene Bevölkerungsgruppe entspricht in weiten Teilen ihrer Zielgruppe.

Holografie zum Anfassen

Forschern der Universität Tokio ist mit der Kombination eines 3D-Bildschirms und ihrem "Airborne Ultrasound Tactile Display" ein kleiner Geniestreich gelungen: Dreidimensionale, quasi im Raum schwebende Bilder, die bei Berührungen taktiles Feedback geben. Damit steht Holo-Boxkämpfen endlich nichts mehr im Wege ...

Die Forscher um Takayuki Hoshi, schreibt Golem.de, nutzen ein holographisches Display , das Bilder eines LCD mit Hilfe eines konkaven Spiegels "dreidimensional" so projiziert, dass sie scheinbar 30 cm vor dem Display schweben. Das taktile Feedback liefert eine Ultraschall-Vorrichtung, mit der sich Druck auf Objekte, zum Beispiel einen Finger, ausüben lässt. Damit lassen sich, wie man im Video sehen kann, zum Beispiel auf eine Hand herabfallende Regentropfen simulieren.

Netz-Phisher räumen Konten leer

Eine neue Phishing-Welle macht Sicherheitsexperten zu schaffen: "PC World" berichtet von Cyberkriminellen, die innerhalb weniger Tage fast eine dreiviertel Million Dollar aus den Bankkonten eines US-Schulbezirks auf eigene Konten umleiteten .

Dieser und viele weitere Angriffe folgten dem bekannten Phishing-Muster: Internetgangster jubeln ihren Opfern Trojaner-Programme unter, die ihre Kontodaten abgreifen, knacken damit ihre Konten, leiten die Beute an unbedarfte Geldkuriere weiter, die das Geld schließlich über dunkle Kanäle an die Täter leiten.

Neu sei, dass die Gangster das amerikanische "Automated Clearing House"-Netzwerk ausnutzen, das Finanzinstitute zum Geldverkehr zwischen Individuen und Unternehmen gebrauchen. Damit ist es den Cyberverbrechern möglich, in kürzester Zeit an Millionensummen zu gelangen, die Opfer bleiben meist auf ihrer Pleite sitzen.

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