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Kritisches zur Piratenpartei

rufus t. firefly 04.09.2009 13:47
Piratenpartei: Diffuse politische Ausrichtung

Die Piratenpartei, die außer in Sachsen in allen Bundesländern zur Bundestagswahl antritt, hat eine einzige soziale Forderung: Sie wendet sich gegen Studiengebühren. Doch das scheint ein bloßer Zufall zu sein, denn mit Standortnationalismus hat sie kein Problem.
Ein Beispiel: Die Piratenpartei richtet sich gegen ein Verbot von Killerspielen/Ego­shootern. Hierbei wird als Erstes standortnationalistisch argumentiert. Wenn in der BRD die Produktion von Gewalt-Spielen verboten würde, würden amerikanische Softwarekonzerne profitieren: „Deutsche Börse Frankfurt oder New York Stock Exchange“. Es finden sich unzählige solcher Punkte in der Programmatik der Piratenpartei, die für Verwirrung sorgen. Im ersten Kapitel ihres Bundestagswahlprogramms beruft sich die Piratenpartei auf die Pariser Menschenrechtserklärung von 1948 und auf das Grundgesetz.

Kritik am Überwachungsstaat

Die Piraten verstehen sich als Menschen- und Bürgerrechtler­Innen und kritisieren wie Linke den Überwachungsstaat. Unter den zahlreichen Forderungen findet sich auch die Rücknahme des Gesetzes zur Vorratsdatenspeicherung. Gleichzeitig geben sie sich betont staatstreu. So heißt es in Kapitel 2: „Die Bekämpfung der Kriminalität ist eine wichtige staatliche Aufgabe. Sie ist nach unserer Überzeugung nur durch eine intelligente, rationale und evidenzbasierte Sicherheitspolitik auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse zu gewährleisten“. Vor allem die Vermischung von demokratischen und ökonomischen Forderungen sticht hervor. Denn die Begrenzung des „geistigen Eigentums“ ist eine ökonomische Forderung, die allerdings nicht nur im Interesse von privaten InternetnutzerInnen ist.

IT-Klein-Unternehmer

Gründer der schwedischen Piratpartiet (Die Piratenpartei) ist IT-Klein-Unternehmer Rick Falkvinge. Noch während seines Studiums war er Mitglied der bürgerlichen, neoliberalen Moderata samlingspartiet (Die gemäßigte Sammlungspartei), die heute den Regierungschef stellt. Der Europaabgeordnete und ebenfalls IT-Klein-Unternehmer Lars Christian Engström war bis zu seinem Eintritt in die Piratpartiet Mitglied der liberalen Folkpartiet liberalerna. Der Spitzenkandidat für die Bundestagswahl für die niedersächsische Piratenpartei ist ebenfalls IT-Klein-Unternehmer. Der selbstständige Programmierer ist Teil des modernen Kleinbürgertums. In seiner ökonomischen Existenz wird er zwischen absoluter Prekarität und unerwartetem Reichtum hin- und hergeworfen. Deshalb betrachtet er instinktiv die Software- und Musik-Konzerne als seine Feinde. Denn genau diese sind es, die von der aktuellen Entwicklung der Eigentums- und Patentgesetzgebung profitieren. Da es der bürgerliche Staat ist, der die Eigentumsrechte der Konzerne schützt und ausbaut, betrachtet der moderne Kleinbürger auch diesen als Bedrohung, ohne sich jedoch von ihm lossagen zu können. Die politische Strategie der Piraten erschöpft sich so im vornehm bürgerlichen Geschäft des Parlamentarismus.

Sexismus

Einzig der offene Sexismus des heutigen Männerbundes erinnert an die rauhen Sitten der Piraten von einst. Die ständigen sexistischen Sprüche („Ich bin eine Aufmerksamkeitsnutte.“) können auf den Aufnahmen des Bundesparteitags (z. B. www.zaplive.tv) nachvollzogen werden. Ob die Piratenpartei überhaupt Piratinnen in ihren Reihen zählt, ist unbekannt.

Drittgrößte Partei in Schweden

Durch die durchgängig diffuse Programmatik wird es für einzelne Menschen einfach, sich dieser Partei anzuschließen. So hat die schwedische Piratenpartei seit ihrer Gründung 2006 50.000 Mitglieder gewonnen und ist damit die drittgrößte Partei in Schweden, während die Jugendorganisation es zur größten politischen Jugendorganisation gebracht hat. Inzwischen hat die Partei auch einen Europaabgeordneten, ist aber zuvor bei der schwedischen Parlamentswahl mit 0,63 Prozent grandios gescheitert. Die deutsche Piratenpartei hat seit ihrer Gründung 2006 bislang 6000 Mitglieder gewonnen, Durchschnittsalter ist 31 Jahre. Inzwischen wurden in zahlreichen europäischen Ländern und auch weltweit Piratenparteien gegründet. So gibt es einen Dachverband Pirate Party International.

Doch diese Entwicklung ist auch eine Reaktion auf die tatsächliche Tendenz der bürgerlichen Staaten zur Entdemokratisierung. Die Antwort darauf kann allerdings nur außerhalb der repressiven Staatsorgane gesucht werden.
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Ergänzungen

Nachlesen, bitte!

d. 04.09.2009 - 14:33
"Ob die Piratenpartei überhaupt Piratinnen in ihren Reihen zählt, ist unbekannt."

2 Minuten recherchieren wären hier wohl zu viel gewesen...

Nichts gegen gesunde Skepsis und Kritik, aber dann bitte auch ordentlich nachlesen und nicht einfach irgendwas aufschreiben!

Ja und?

Tarip 04.09.2009 - 15:17
Kein Mensch hat behauptet die Piratenpartei möchte ein weiterer Sektenarm der "Linken" oder Anhängsel der Grünen sein. Wenn ich solch geistig verstopfte Doktrin heraus lese muß man ja Angst bekommen vor linken Allmachtsansprüchen auf das Verständnis von Richtig und Falsch.

Titel der Ergänzung

Dein Name 04.09.2009 - 18:29
Kritik ist, wie an jeder Partei, auch bei den Piraten angebracht. Aber sie in ein einfaches Rechts/Links Schema zu quetschen wird nicht funktionieren. Genauso wie die Grünen in den 80ern (nicht Grüne heute), vertreten die Piraten heute eine politische Richtung die es vorher schlicht nicht gegeben hat.
Ernstzunehmender Nationalismus passt nicht zu der Grundideologie der Piraten, schon deswegen nicht weil sich ihr Nerd-Raum um die ganze Welt erstreckt. Ich tippe eher auf mangelnde politische Erfahrung Texte zu formulieren als auf Nationalismus. So liegt das Durchschnittsalter der Linken bei 62 Jahren (also faktisch eine Rentnerpartei) und das der Piraten bei 31 Jahren. Nebenbei hat die Piratenpartei in meiner nähe Aufkleber mit "Der Staat muss draußen bleiben" Aufschrift verteilt.
Genauso wie es bei den Hackern ende der 80er kaum Frauen gab, gibt es bei den Piraten wenige. Das liegt wahrscheinlich nicht daran, dass die Partei keine Frauen will, sondern dass der Bereich gesellschaftlich sehr männlich besetzt ist. vgl Frauenanteil Informatikstudium, Ingenieure. Die Vergesellschaftung der Frau sieht kein technisches Interesse vor. Schon in der Hackerethik steht "Beurteile einen Hacker nach dem, was er tut, und nicht nach üblichen Kriterien wie Aussehen, Alter, Rasse, Geschlecht oder gesellschaftlicher Stellung." Solche Bekenntnisse helfen wenig, wenn die Sozialisation einen anderen weg geht.

Wir sind doch alle Piraten

Enterhaken 04.09.2009 - 19:19
Dass sich eine Partei die zur Bundestagswahl antritt zum Grundgesetz bekennt ist doch klar. Würde mensch ernsthaft etwas anderes erwarten? Aber muss mensch gerade dieses Bekenntnis problematisieren?

Dass die Wertungen der Artikel 1-19 des Grundgesetzes auch eine gewisse Gültigkeit für die radikale Linke haben, folgt daraus, dass diese Bestimmungen auslegungsfähig und auslegungsbedürftig sind.

Wer in der radikalen Linken möchte Menschen die Menschenwürde absprechen? Wer in der radikalen Linken möchte Menschen das Recht absprechen, sich nach belieben zu verhalten, solange er andere Menschen hierbei nicht beeinträchtigt? Und welche radikalen Linken sagen nicht, dass Menschen nicht wegen ihrer Herkunft diskriminiert werden dürfen?

Bei einem Bekenntnis zum Grundgesetz der BRD stellt sich doch eher die Frage, wie dieses Bekenntnis umgesetzt wird. Das Grundgesetz schreibt doch nicht zwingend den derzeitigen Zustand des sozialen Lebens vor. Es sagt auch nicht, dass Eigentum so ausgestaltet sein muss, wie es heute ist. Mit anderen Worten: das Grundgesetz schreibt keine bestimmte Wirtschaftsordnung vor, sondern ermöglicht eine breit gefächerte Möglichkeit das Eigentum auszugestalten

Die PiratInnen fordern eine Vergesellschaflichung von Infrastruktur in ihrem Wahlprogramm. Was könnte damit gemeint sein?

Netze sollen staatlich sein. Das Schienennetz der Bahn. Telekommunikationsnetze. Abwasser- und Wassernetze und die Stromleitungsnetze. Kurz das was mensch als Daseinsvorsorge bezeichnet. Und damit gehen die PiratInnen weiter ind die richtige Richtung als fast alle anderen zur Wahl zugelassenen Parteien.

Bemerkenswert an den PiratInnen ist aber insbesondere die Tatsache, dass die Partei den Fokus ihrer Tätigkeit auf den Überwachungsstaat und die Arbeit hiergegen legt. Hier werden konkrete Vorschläge gemacht, welche aus linker Sicht richtig sind.

Gegen den Überwachungssaat...mit allen Mitteln...und auf allen Ebenen.

Ein Allheilmittel findet mensch nur in sich selbst.

Quellenstudium

Informant 05.09.2009 - 19:04
Autor dieses Artikels ist eine Stalinsekte, die sich "Revolutionär Sozialistischer Bund" nennt. Hauptproblem von denen an den Piraten; diese wollen eine freiheitliche Gesellschaft, während der RSB für Diktatur und Obrigkeitsstaat steht. Die Behauptungen sind abstrus, scheinbar hat man(n) beim RSB keine wirklichen Argumente. Würden der RSB, die CDUSPD oder die NPD die Piraten gut finden, hätten diese was falsch gemacht.

Koaltion aus CSU und rsb4?

Kick 06.09.2009 - 12:56
Stehen politisch zumindest in einigen Themen auf derselben Seite:  http://polit-bash.org/?214

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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ich war im wald — schnecken schuppsen

Weitere Kritik. — ...

fest steht... — nachdenken

mv /artikel_1001 /dev/null — garbage collector