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Politik Mutmaßlicher Todeschütze

Die hasserfüllte Gedankenwelt des Anders B.

Der mutmaßliche Doppelattentäter fühlte sich bedroht. Von der evangelischen Kirche enttäuscht, wettert er in rechten Foren gegen eine muslimische Bedrohung.

Im Internet finden sich Spuren des mutmaßlichen Attentäters von Oslo und Utoya, die zeigen, welche Motive Anders B. möglicherweise zu der historischen Bluttat trieben.

Offenbar ist der 32-Jährige ein militanter Gegner des Multikulturalismus, ein Verfechter der nationalistischen Ideologie, ein Islam- und Kommunisten-Hasser, ein fundamentalistischer Christ. Er hasst Norwegens Medien, die regierende Partei und fürchtet eine muslimische Überfremdung. So jedenfalls präsentierte sich der aus Oslo stammende mutmaßliche Todesschütze und Bombenleger auf der rechtspopulistischen Internet-Plattform "document.no".

Dort hinterließ Anders B. zwischen September 2009 und Oktober 2010 zahlreiche Kommentare und Diskussionsbeiträge, die sein Weltbild verdeutlichen. Er habe studiert, ein Unternehmen gegründet und Millionen verdient, erzählte Anders B. über sich. Das Geld nutze er, um ein "politisch aktives Leben finanzieren zu können".

"Es gibt große politische Umwälzungen in Westeuropa in diesem Moment", schrieb B., "Die kulturelle konservative Bewegung wächst im Rekordtempo und es gibt einen Konsolidierungsprozess in allen westeuropäischen Ländern. Jeder kann beitragen und jeder Beitrag zählt."

Er selbst, so schreibt B., sei Jahrelang aktiv gewesen in Norwegens "FrP", der rechtskonservativen Fortschrittspartei. Die "FrP" entstand in den 70er-Jahren aus einer Protestbewegung gegen das Steuersystem und vertritt in erster Linie eine Begrenzung der Immigration, die Stärkung von Bürgerrechten, Reduzierung staatlicher Sozialprogramme und die Privatisierung staatlicher Unternehmen.

Der Multi-Kulti-Gedanke und marxistische Politiker hätten die norwegische Kultur unterwandert, so Anders B.

Europa werde bedroht, insbesondere der Islam sei eine Gefahr für die nationale Identität. "Nennen Sie mir ein Land, wo Muslime friedlich mit Nicht-Muslimen leben, ohne dass sie den Dschihad gegen die Ungläubigen führen?", schrieb er. "Wie viele Tausende von Europäer müssen sterben, wie viele Hunderttausend europäische Frauen vergewaltigt und Millionen ausgeraubt werden, bevor Sie verstehen, dass Multikulturalismus und der Islam nicht funktionieren?"

Sein Hass gegen Muslime

Nicht Muslime, sondern die politische Doktrin des Islam seien das Problem, so Anders B. in einem Internet-Kommentar. "Das Problem ist, dass wichtige islamische Konzepte wie al-Taqiyya (Täuschung) es mehr oder weniger unmöglich machen, "gemäßigte Muslime" von orthodoxen Muslimen zu unterscheiden", erklärte er.

Das anti-muslimische Buch des Bloggers "Fjordman", "Defeating Eurabia", sei das "perfekte Weihnachtsgeschenk für die Familie und Freunde", schrieb Anders B. "

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"Wenn die kulturellen Unterschiede zu groß waren, als dass christliche norwegische und schwedische Christen zusammenleben konnten", so der Norweger weiter, "wie können wir erwarten, dass Norweger und Somalis friedlich zusammen leben können?"

In Norwegen gebe es inzwischen über 30 "No-Go Areas" mit muslimischer Population, behauptete B.: "Ich bin froh, dass ich schon immer in Oslo-West lebe." Mehrere Hundert norwegische Kinder hätten wahrscheinlich bereits Selbstmord begangen, weil sie von muslimischen Jugendlichen misshandelt, ausgeraubt und vergewaltigt wurden, mutmaßt er.

Muslimischen Migrantenkindern würde beigebracht, Stolz auf ihre Religion, Kultur und ihre konservativen Werte zu sein, "während norwegische Männer feminisiert werden und übermäßige Toleranz lernen". Der Schulunterricht für norwegische Kinder bestehe nur noch aus der "Dämonisierung unserer Vorfahren (böse Imperialisten, große Bauern, die Mägde vergewaltigten, blutrünstige Kreuzritter)".

Norwegen drohe das gleiche Schicksal wie dem Libanon. Dort seien Christen nun in der Minderheit und würden unterdrückt durch eine Islamisierung des Landes. Als einzige westliche Staaten hätten Japan, Taiwan und Südkorea begriffen, dass Multi-Kulti den Tod der eigenen Kultur bedeute, so B.

Schuld an der Überfremdung Norwegens seien die Politiker, insbesondere jene der Labour-Partei und der Sozialisten. Sie propagierten einen marxistischen "Multi-Kulturalismus", so B. "Es ist inakzeptabel, dass die Labour Partei, die Sozialistische Partei, die Linken diese gewalttätigen Extremisten finanzieren." Norwegens Außenpolitik sei durch die regierenden Politiker zudem nie souverän und unabhängig gewesen.

Die konservative Politik würde mittlerweile systematisch unterjocht und "terrorisiert". Eine "political correctness" sei eingeführt worden und habe sogar die Medien erreicht, meint B. "100 Prozent der nationalen Medien-Unternehmen unterstützen den Multikulturalismus mit vollem Herzen", erklärte der Todesschütze im Internet, "98 Prozent aller norwegischen Journalisten sind nun kulturelle Marxisten / Multikulturalisten / "politisch korrekt" oder sympathisieren mit ihnen."

Generalkritik gegen die Presse

Norwegen und Schweden gehörten zu den weltweit repressivsten Regimen in Sachen Meinungsfreiheit. Es gebe eine Pressezensur, "wenn es um eine kritische Sicht der Islamisierung und Multikulturalismus geht", so B.

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Die konservative Nationale müsse "gemeinsam am Aufbau einer großen konservativen Tageszeitung arbeiten", schlug B. im vergangenen Jahr vor. Das rechte Diskussionsforum Document.no habe das Potenzial, ein einflussreiches Medien-Unternehmen zu werden: "Das Beste, was Sie in Norwegen tun können, ist Document.no entweder finanziell oder durch ehrenamtliche Arbeit zu unterstützen."

Junge Menschen bräuchten Lösungen, so B., derzeit gebe es keine anti-rassistischen Jugendkultur oder eine konservative Option in der Politik.

Seinen eigenen Glauben bestätigte Anders B. im Internet auch immer wieder. "Ich selbst bin ein Protestant und nach freiem Willen getauft", schrieb er, "Aber die heutige evangelische Kirche ist ein Witz." Priester in Jeans marschierten für Palästina, so B. Er befürworte daher eine Rückbesinnung der Kirche auf die Grundlagen. Die evangelische Kirche müsse wieder zur katholischen werden.

Offensichtlich erhoffte sich Anders B. eine Hinwendung der Norweger zu einer nationalistischen Politik auf christlicher Wertebasis. Der wahre Kampf sei nicht mehr Kapitalismus gegen Kommunismus, sondern Internationalismus gegen Nationalismus. Dass er sich bei der Umsetzung der radikalen Ansichten nicht alleine auf Unterstützer verlassen kann, war Anders B. offenbar klar. "Der größte Fehler, den die meisten Menschen machen", schrieb er, "ist davon auszugehen, dass "jemand anders", die Anstrengungen für sie machen wird."

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