Kein Tag ohne Autonomes Zentrum

Seit inzwischen mehr als drei Jahrzehnten ist das AZ, das Autonome Zentrum in Wuppertal, ein selbstorganisierter Ort für politische Bildung und radikale linke Politik, für Vokü und Umsonstladen, für Treffen, Versammlungen oder Initiativen und für unkommerzielle Parties und Veranstaltungen. Das aus der Initiative «Haus e.V.» hervorgegangene Zentrum ist an allen, während der Jahre verschiedenen autonom genutzten Orten auch ein Synonym für ein anderes und besonderes Miteinander aller an den jeweiligen Räumen Beteiligten gewesen.

Ein ganz besonderes Miteinander, dass immer wieder auch Niederschlag in ebenso besonderen Konflikten zwischen den im AZ engagierten Menschen und Gruppen fand. Auch das schon in all den Jahren. Häufig haben viele außerhalb des «Atz» davon wenig bis nichts mitbekommen – und frühere Generationen von Aktivisten und Aktivistinnen werden heute noch froh darüber sein, daß ihre Konflikte nicht ebenso auf dem Präsentierteller «sozialer Plattformen» stattfanden, wie es inzwischen üblich zu sein scheint – these days.

Die jederzeit «interessierte Öffentlichkeit» – bei einem «Autonomen Zentrum» also Staatsschutz und Nazis – freut’s jedenfalls. Es wundert daher auch nicht, wenn das Autonome Zentrum an der Markomannenstraße vereinzelt totgesagt wird. Wieder einmal. Wie so oft. Ob wegen selbstzerstörender innerer Prozesse, oder vor allem wegen permanenter Infragestellung von außen, das Wissen darum, dass ein AZ jederzeit neu geschaffen und erkämpft werden muss, hat in den meisten Jahren seines Bestehens die Arbeit der Beteilgten geprägt. Bis heute. So gibt es für den das AZ tragenden Verein Verträge in der Markomannenstraße immer nur für ein Jahr. Eine Tatsache, die seitens des AZ schon oft kritisiert wurde, weil sie teilweise dringend notwendige Umbauten und Renovierungen verhindert – die Drohung eines baldigen Endes trägt nicht zur Motivation der für das Haus ohne jede Bezahlung Arbeitenden bei.

Dennoch fanden und finden sich immer wieder Menschen, die den Fortbestand eines selbstorganisierten politischen Freiraums, eines sozialen Zentrums und eines Schutzraumes durch ihr Engagement sicherstellen. Zu notwendig ist die Existenz solcher Räume in Wuppertal. Das Autonome Zentrum hat deshalb alle Tohuwabohus überstanden – im Laufe seiner Geschichte mit mehreren Räumungen größere als – manchmal ziemlich aufgeregt anmutende – heutige, halböffentlich geführte Debatten.

Während der Sommerpause – bis September – finden auf vielen Ebenen des AZ wieder einmal Diskussionen über die Zukunft des Hauses statt. Interessierte Menschen sind eingeladen, bei entsprechenden Plena vorbeizuschauen. Und am Ende wird es mit dem Autonomen Zentrum in Wuppertal natürlich weitergehen. Dass während und gerade auch in dieser Zeit politische Veranstaltungen stattfinden, wie die für diesen Freitag, 29.06.2012, angekündigte Veranstaltung zu «Anarchismus und sozialen Bewegungen auf dem Balkan» (20:00 Uhr), ist ein deutliches Signal (siehe Text der Einladung).

Einladung:

anarchismus und soziale bewegungen auf dem balkan – einblicke der letzten zehn jahre mit bildern und videoausschnitten

29/06/2012 | 20.00 uhr | az wuppertal | markomannenstr. 3

seit den kriegen im ehemaligen jugoslawien hat sich einiges in der region getan. seit nunmehr 8 jahren gibt es regelmäßig eine anarchistische buchmesse in zagreb, es gab mehrere hausbesetzungen, die teilweise erfolgreich waren und mal größere mal kleinere proteste, in die anarchist_innen involviert waren. die aufstände in griechenland beeinflussen auch die benachbarten regionen wie bulgarien und serbien, treffen aber auf erheblich schwächere anarchistische und emanzipatorische strukturen, so dass soziale konflikte viel stärker in rassistische und nationalistische muster abrutschen.

das projekt “a3yo”

wir beschäftigen uns seit einiger zeit mit anarchismus und sozialen bewegungen im balkan und in osteuropa allgemein.

die veranstaltung orientiert sich am interesse der anwesenden, mögliche schwerpunkte sind: gay pride in serbien und sexuelle orientierung im balkan, noborder und antirassistische aktivitäten, anarchistische organisierung und soziale treffpunkte, medien und zeitungsprojekte, antifaschismus und anti-nationalismus, antimilitarismus und männlichkeit, die soziale lage in der region und gegenstrategien, …es wird einen infotisch, ein paar kurze film- und bildeindrücke und viel platz für fragen und diskussion geben, wir freuen uns auf euer kommen.
später wird dj vinz3000 den abend mit netter hintergrundmusik abrunden (ska, balkanbeats, klezmer, punk)

Autonomes Zentrum Wuppertal

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